20.-26.9.05
Vorwort, in dem Stephan die wahren Gründe für seine
Emigration offenbart
27.9.-3.10.05
1. Kapitel, in dem Stephan bei der Wohnungs- suche einige
gravierende Fehler begeht.
4.10.-10.10.05
2. Kapitel, in dem Stephan die Fehler der vorherigen Woche
auszumerzen versucht und dabei auf interessante Ausländerinnen
trifft.
11.10.-17.10.05
3. Kapitel, in dem Stephan die Deutschen- Freundlichkeit
der Franzmänner lobt.
18.10.-31.10.05
4. Kapitel, in dem Stephan sich vergeblich bemüht, seine
Berührungs- Ängste vor Gothik-Musik und netten Frauen zu
überwinden.
1.-7.11.05
5. Kapitel, in dem Stephan von seinem Versagen berichtet
und Besserung und Ehrlichkeit gelobt.
8.-14.11.05
6.Kapitel, in dem Stephan Bloc Party interviewt.
15.-21.11.05 7.Kapitel,
in dem Stephan als Tramp ziellos durch Lille streift und dabei einen Deutschen
belauscht, der gerade mit seiner eifersüchtigen Freundin telefoniert.
22.-28.11. 05 8.Kapitel, in dem Stephan ein Zeichen gegen den Antiamerika- nismus setzt.
29.11.-5.12.05 9.Kapitel,
in dem Stephan keinen Job bei Libération bekommt und sich daher den revoltierenden
Ausländern in Seine-Saint Denis anschließt.
6.12.-12.12.05 10.Kapitel, in dem Stephan vergebens versucht, seinen französichen Schülern die Vorzüge deutscher Rockmusik bei- zubringen
13.12.05-2.1.06 11. Kapitel: Stephan presäntiert seine Jahrescharts 2005
3.1.-9.1.06 12.Kapitel, in dem Stephan teilnehmender Beobachter einer sozialen Ausgrenzung wird
10.1.-16.1.06 13.Kapitel, in dem Stephan das Portrait eines selbstgerechten, intellektuellen Möchtegern- radikalen zeichnet
17.1.-23.1.06 14.Kapitel, in dem Stephan alte Weggefähr- ten wiedertrifft
24.1.-30.1.06 15.Kapitel, in dem Stephan neue Weg- gefährten trifft
31.1.06-6.2.06 16. Kapitel, in der Stephan ein Statement für die Pressefreiheit abgibt, solange sie niemanden verletzt
27.2.06-5.3.06 17.Kapitel, in dem Stephan über den Umgang französischer Schüler mit der Vergangenheit schreibt
6.3.06-12.3.06 18.Kapitel, in dem Stephan mit scharfem Verstand und wissenschaftlich
präziser Argumentation vergebens gegen ideologische Verbohrtheit ankämpft und deshalb eine neue Bleibe suchen muss
13.3.06-19.3.06 19. Kapitel, in dem der Anführer der Schüler- demonstrationen überführt wird
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Zwanzigstes Kapitel : 20. März - 26. März
Hier
mal ein Tagebuchauszug eines Dresdener Assistenzlehrers, der mir erlaubt
hat, diesen ins Netz zu stellen, sofern er ungenannt bleibt. Er erscheint
mir einigermaßen repräsentativ für das Leben eines Assistenzlehrers.
Montag
Immer noch Blockade am Lycée Montebello. Warte von 8 bis 11 im Lehrerzimmer. Dann ins Majestic. Charade von
Stanley Donen mit Cary Grant und Audrey Hepburn. Danach bei Julien vorbeigeschaut.
War aber nicht da. Kaufe ersten Band der Dojon-Parade von Trondheim: Un donjon de trop.
Den ganzen Nachmittag wieder bei mir im Internet gesurft. Es gibt immer noch
keine Nacktphotos von Caterina Murino im Netz. Dafür von Eva Green. Dabei
ist die Italienerin viel schöner.
Dienstag
Die Friseuse im Coiffeur-Trend in der Rue Colbert hat heute wieder
ein weißes Oberteil an, das ihre großen Brüste schön zur Geltung bringt.
Ob die das merkt, dass ich immer, wenn ich draußen vorbeilaufe, reinschaue
und meine Telefonate von der Zelle gegenüber führe? Vielleicht sollte ich
mir einfach mal dort die Haare schneiden lassen. Aber vielleicht macht das
dann die Alte. Am Lycée immer noch Streik. Frau Fourmant teilt mir, als ich
an der Schule ankomme, mit, dass ich die deutschen Besucher aus Halle durch
Lille führen soll. Ich bin sehr widerstrebend, traue mich aber nicht, mich
einfach zu weigern. Letztlich werde ich von den Deutschen durch Lille geführt,
da sich die begleitenden Lehrer viel besser in der Stadt auskennen als ich.
Spiele meinem spanischen Mitbewohner das neue Album von Dominique A vor.
Er reagiert wie immer, wenn ich ihn für Neues zu interessieren versuche:
mit Gleichgültigkeit. Am Abend nehme ich an einem Vorbereitungstreffen für
eine Konferenz zum Thema Sans Papiers teil, veranstaltet von der Assoziation passons nous des frontières. Habe im Grunde keinen einzigen Wortbeitrag, war aber immerhin mal wieder unter Franzosen.
Mittwoch
Weiterhin Streik. Warte im Lehrerzimmer bis um 11. Dann ins Majestic zur ersten Vorführung. Von Louis Malle Lacombe Lucien.
Die Kartenverkäuferin versteht erst nach dem dritten Mal, welchen Film ich
sehen möchte. Nachmittags hänge ich im CCL ab, mit den üblichen Verdächtigen,
unter anderem Stephan, der ja jetzt im besetzten Haus nebenan wohnt. Nimmt
mich mit. Die Bewohner begegnen mir aber mit Misstrauen. Halten mich wohl
für einen Flic. Schau bei Julien auf Arbeit vorbei. Wir verabreden uns für
Freitag bei ihm zum Mittagessen. Auf dem Heimweg noch in eine Buchhandlung.
Kann mich nicht entscheiden, ob ich ein Buch nehmen soll, das man mir empfohlen
hat, oder eins, das ich gerne lesen würde. Darum nehme ich gar keins.
Donnerstag
Immer noch Streik. Surfe ein bisschen im Lehrerzimmer im Internet. Kaufe
von Trondheim aus der Donjon-Serie den vierten Band der Zenith-Reihe: Sortilège et avatar.
Laufe Stunden durch die Stadt. Gehe weder zum Table de Presse vom CCL, noch
zum Konzert des Chors von Montebello. Joanna hat wieder nicht richtig gespült.
Leider sehe ich sie nicht, so dass ich es ihr auch nicht sagen kann.
Freitag
Mittag bei Julien. Seine Freundin ist auch da. Obwohl es erst unser zweites
Treffen ist, ist es schon enttäuschend. Unterhaltung sehr zäh. Wir kommen
immer wieder auf Peter zu sprechen. Hätte Julien ihn damals nicht in Kassel
kennen gelernt, wir hätten vermutlich gar kein Gesprächsthema. Fahre nach
Straßburg zu Thibault. Weniger anstrengend als bei seinem Besuch in Lille.
Möglicherweise hat die Anwesenheit seiner Freundin einen sedativen Effekt.
Seine Wohnung in der Banlieue zeugt von wenig Liebe zum Detail. Bett, Couch,
Tisch, Fernseher, Schrank. Küche und Toilette dreckig. Bin ich schon so spießig,
dass mir so was auffällt? Wir schauen den ganzen Abend Fernsehen. Streiten
darüber, ob Old Boy die Goldene Palme bekommen hat. Ich habe Recht.
Sonnabend
Thibault ist bereits zur Arbeit, als ich aufstehe. Sophie frühstückt mit
mir, obgleich sie gestern noch meinte, sie würde bis Mittwoch ausschlafen.
Erfahre am Frühstückstisch, dass sie doch keine offene Beziehung führen,
wie Thibault immer behauptete. Kinder wolle sie aber nicht. Fahre weiter
zu meiner Kommilitonin Katrin. Es regnet den ganzen Tag, weshalb sie nicht
dazu kommt, mir wie versprochen Straßburg zu zeigen. Sie hat im Grunde auch
noch keine Franzosen kennen gelernt, was mich darin bestätigt, dass ich nicht
der einzige bin, allerdings trotzdem nur ein schwacher Trost ist. Wir reden
viel über unsere Eltern. Ihre sind gefühlskalt, meine betrachten mich immer
noch ausschließlich als ihren Sohn, nicht als erwachsenen Menschen. Sie hat
es wenigstens schon geschafft, sich zu emanzipieren.
Sonntag
Es regnet immer noch. Wir reden weiter über unsere Eltern. Es gibt sehr viel
zu beanstanden, obwohl wir sie ja eigentlich doch mögen. Ob sie wissen, wie
viel wir uns mit ihnen beschäftigen? Kann man das eigentlich alles besser
machen? Gibt es eigentlich ein Entrinnen? Wahrscheinlich nicht. Ich kehre
nach Lille zurück. Alles ist wie immer. Wieder kein Franzose angerufen. Nur
eine Nachricht meiner Eltern auf dem Anrufbeantworter.
Version française
Vingtième chapitre: 20 mars – 26 mars
Jeudi soir
Pour la première fois de ma vie, je mets les pieds dans la librairie internationale
V.O. D’ailleurs, cette librairie se trouve 36, rue de Tournai, numéro de
téléphone : 03 20 14 33 96, ouverture du mardi à samedi entre 12 et 20 heures.
J’avais appris qu’il y aura un festival des langues à Lille le week-end et
on m’avait dit qu’on pourrait obtenir ici plus de renseignements, comme ce
festival est organisé par cette librairie. L’accueil est étonnamment chaleureux,
voire euphorique. « Ah ! Enfin un Allemand ! » s’extasia la libraire, une
jeune femme entre 25 et 55 ans. Je ne suis pas du tout habitué à cette profession
d’hospitalité. En génerale les Lillois m’évitent. Ils me reprochent mon inaction
durant la Deuxième Guerre Mondiale. C’est pourquoi, on me donna par exemple
à la poste seulement un compte de virement dans des conditions boches. 50
euros de taxes mensuelles pour une simple carte de retrait. Pas de versement.
Même animosité au lycée où je suis engagé en tant qu’assistant d’allemand.
Mes élèves préfèrent apprendre l’allemand chez l’assistante costaricienne
au lieu de venir dans mes cours. On me demanda aussi de porter des pattes
d’éph pour que les gens sachent tout de suite à qui ils ont affaire et ne
s’engagent pas par inadvertance dans une conversation avec moi. Et en outre,
à Lille, je suis obligé de changer le côté de la rue à chaque fois que j’y
rencontre un Français. Cela me demande quand même pas mal de zigzaguement
en rentrant à la maison.
« Vous connaissez des chansons allemandes pour les enfants ? » me demanda
la libraire. Cette question me surpris. Pourtant, je répondis en bonne et
due forme : « Oui, frère Jacques. » « C’est une chanson française. » Cette
nouvelle me fit tressailir. Depuis que j’étais petit mes parents m’avaient
menti. Je me ressaisit. « Sinon, les seules chansons en allemand que je connais,
c’est Tocotronic. Mais j’ai de fortes doutes qu’ils s’adressent vraiment
aux enfants. » « Bon, ce n’est pas grave », me rassura la dame. « Voulez
vous, dans le cadre du festival des langues, animer un atelier allemand pour
des élèves demain matin pour promouvoir un peu votre langue ? Ils ont sept
ans et n’ont jamais parlé allemand. » « Non, je ne veux pas. » Elle insista
: « Vous pouvez faire ça avec ma stagiaire. Elle aime beaucoup l’allemand
et déborde d’idées. » Moi, je restai droit dans mes bottes : « Non ! »
Vendredi matin 9 heures
Je n’aurais pas dû accepter. La stagiaire m’a posé un lapin. Les trente élèves
non. Il faut que je les occupe 45 minutes. Fuite impossible. Et je n’ai qu’une
balle de tennis, un tableau et deux feutres. Il y plusieurs choses qui clochent.
Premièrement, ce n’est pas mon objectif de promouvoir l’allemand. Au contraire,
il est beaucoup plus pratique si personne ne te comprends. Quand t’es Anglais
et dans un autre pays, tu ne peux jamais casser du sucre sur les dos des
indigènes, comme il vont certainement tout capter. Donc, ce serait très bien,
si j’étais le seul être humain à parler ma langue. Cela me donnerais un pouvoir
immense. Par exemple, avant qu’un écrivain ne soit traduit en allemand, les
maisons d’éditions devraient d’abord demander mon avis, comme je serais le
seul client potentiel : « Monsieur Zeisig. Êtes-vous d’accord pour que l’on
traduise Simone de Beauvoir en allemand ? » « Non, elle est nulle-à-chier
! Son film préféré, c’était la Bête humaine de Renoir et je n’aime pas les
gens, dont le film préféré est la Bête humaine de Renoir. »
Deuxième chose qui me dérange : je n’aime pas les enfants. Aujourd’hui, les
enfants ont souvent un comportement très gamin surtout les plus jeunes. Ils
veulent tout le temps jouer, ils ne comprennet rien à la vie et lorsqu’on
essaie de leur expliquer les effets à long terme qu’entraine le CPE ils n’écoutent
même pas. D’où mon choix de devenir prof de politique, une matière que les
élèves ne commencent que trois ans avant leur bac. Donc pas de primaire,
pas de maternelle. Bien sûr, on pourraît imaginer encore mieux, comme débuter
à l’enseigner seulement les deux dernières semaines avant le bac. Hélas,
ce statut de prof n’existe pas encore en Allemagne. De plus, on n’a toujours
pas la possibilité de choisir ses élèves. C’est tout à fait anachronique.
De nos jours, on peut rendre n’importe quel produit douze mois après son
achat. Je ne comprends pas pourquoi cela ne marche pas pour les enfants.
Il me semble tout à fait possible de prédire, quand on a formé un gosse de
six ans pendant deux semaines, si on peut le garder ou si sa carrière scolaire
est vouée à l’échec et qu’il faudrait plutôt le renvoyer tout de suite au
chantier. Cela déchargerait également pas mal de parents qui ne seraient
ainsi plus obligés de nourrir leurs mômes encore treize ans.
9 heures et deux minutes
Ça fait deux minutes que j’essaie de leur apprendre la plus belle langue
du monde. Pour être sincère, ils ne sont pas très doués. La seul chose que
je leur demande, c’est de me dire en allemand comment ils s’appellent, quand
je leur lance la balle de tennis. Les filles commencent à pleurer lorsqu’elles
obtiennent la balle. Les garçons ne répondent pas mais lancent l’objet à
la tête d’une de leur camarade de classe. Le seul élève qui participe s’appelle
Mathieu.
9 heures et cinq minutes
Après obtenu avoir à peu près cinquante fois la balle, Mathieu sait maintenant
très bien dire en allemand comment il s’appelle. Il me reste encore 40 minutes.
Je décide de laisser les petits un instant pour aller voir ce qui se passe
dans les autres ateliers de langues. Peut-être y trouverais-je l’inspiration.
L’animatrice arabe a distribué à ses mioches des crayons et leur apprend
à écrire leurs noms en lettres arabes. L’animatrice chinoise a la même démarche.
Je trouve ça peu original. A leur place j’aurais honte de me reposer sur
la chance d’avoir d’autres signes graphiques.
9 heures et dix minutes
« Écoutez les petits. Maintenant que Mathieu sait dire : Ich heiße Mathieu,
je vais vous apprendre à écrire votre nom en allemand. Vous allez voir, c’est
beaucoup plus facile qu’en arabe ou en chinois. Donc, l’allemand est la meilleure
des trois langues. En même temps que ceux qui sont dans les autres ateliers
écrivent leur nom une seule fois, vous pourrez le faire cinq à dix fois.
C’est génial, parce que cela ne vaut pas seulement pour les noms mais pour
toutes les choses. On peut ainsi dans un espace de temps limité dire cinq
à dix fois plus de choses en allemand qu’en chinois ou en arabe. C’est pratique
surtout lorsqu’on est très pressé. Voilà vos crayons et vos feuilles. Essayez
d’y mettre le plus de fois possible vos noms. Moi, je reviens dans trente
minutes pour élire le vainqueur qui va ainsi montrez ses résultats à ceux
qui apprennent l’arabe et le chinois.
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