Chaussee-Bote
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Diese Karikatur befand sich auf
dem Herrenklo des RAW-Ambulatoriums
und stellte angeblich mich dar.
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Der Erlkönig
Ein paar Texte über meine Studentenjobs
Ein bisschen Grünzeug hat noch keiner Homepage geschadet
Hier sieht man eine Mutterpalme
mit ihrem jüngsten Spross. Die alte Dame hat sich schon ein bisschen den
Stengel krumm geschuftet. Hoffentlich weiß der kleine Racker (rechts im Bild)
das zu schätzen.
Aber auch warme Brauntöne wissen das Auge zu entzücken, wie man an diesem bunten Blätterensemble in Grün-Braun-Gelb sehen kann.
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Bohni
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Mein Olympia-Tagebuch
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19. -24. August
25. August
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Ringen der Herren
Was ist das: zwei halbnackte, muskulöse Kerle tollen auf einer Matte herum,
um sich gegenseitig aufs Kreuz zu legen? Richtig. Ringen griechisch-römisch,
eine Sportart, in der sich Männer mal so richtig nahe kommen. Fest packen
sie sich an die Oberkörper, ihre Leiber schwitzen – schwups – schon liegen
sie aufeinander und drücken sich herzlich. Es gibt allerdings immer wieder
ein paar Spielverderber, die nicht so richtig mitmachen wollen. Die werden
dann vom Kampfrichter wegen Passivität bestraft. Mit einem Dudu ist es da
nicht getan. Der Miesepeter wird in die Ringmitte zitiert und aufgefordert,
sich in gebückter Haltung wie ein Rüde seinem Gegner zu präsentieren. Der
lässt die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen. Wild stürzt er sich hinterrücks
auf seinen Gegner, um ihn mal so richtig ... äh – flachzulegen.
In der Antike wurde diese Sportart noch nackt ausgeführt. Es ist etwas unverständlich,
warum man davon abgekommen ist. Frauen sind hier nicht erwünscht. Nicht einmal
untereinander dürfen Frauen bei olympischen Spielen Ringkämpfe bestreiten.
Das ist eine Gemeinheit, wo doch gerade das Schlammcatchen seit vielen Jahren
große Popularität genießt. Geschlechtertrennung und Ausgrenzung
der Frau sind bei Olympia immer noch ein Thema. Aber auch Männer werden vereinzelt
diskriminiert. Zum Beispiel beim Synchronschwimmen. Warum dürfen Männer da
nicht mitmachen? Ein Skandal.
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26. August
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Moderner Fünfkampf der Herren
Ich habe eine Schwäche für Mehrkämpfe. Wahrscheinlich, weil ich mich selbst nie entscheiden kann und deshalb am liebsten alles machen
würde. So muss es auch den Sportlern der Disziplinen Zehnkampf, Siebenkampf,
Triathlon und Moderner Fünfkampf gehen. Das sind für mich Brüder im Geiste.
Wir können die sinnlosen Beschränkungen, die einem das Leben zumutet, wenn
es fordert: „Entscheide dich!“, nicht ertragen. Sich für eine Sportart zu
entscheiden, ist für den Mehrkämpfer ein Ausdruck von Engstirnigkeit in Anbetracht
der unendlichen Vielfalt, die einem das Leben des Sports bietet.
Leider ist selbst der Mehrkampf eine Beschränkung, ist die Zahl der gewählten
Sportarten doch stets gering gegenüber der Zahl der nicht gewählten. So wird
der Mehrkämpfer gezwungen, sich auch noch zwischen verschiedenen Mehrkämpfen
zu entscheiden. Folgerichtig müssen wohl alle Teilnehmer eines Mehrkampfes
als Verlierer gelten. Freude kann da selbst bei einem Olympiasieg nicht aufkommen.
Der moderne Fünfkampf besteht aus den Disziplinen Schießen, Fechten, Schwimmen,
Reiten, Laufen. Seine Teilnehmer sind somit zweifellos die Abenteurer unter
den Mehrkämpfern. Man kann sich diese Sportart gut als Actionfilm vorstellen,
mit aufregenden Fechtszenen, Verfolgungsjagden zu Land, zu Wasser und zu
Pferde und einer abschließenden Schießerei. Es wäre aber ein antiquierter
Actionfilm. Welcher Geheimagent würde heutzutage noch reiten und fechten?
Und leben wir nicht schon längst im Zeitalter der Postmoderne? Man muss also
kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass der moderne Fünfkampf dieses
Jahr zum letzten Mal auf dem olympischen Programm steht. Schade eigentlich.
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27. August
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Gehen der Herren
Ja, auch ich habe mich über das Gehen lustig gemacht. Bis ich eines Tages
einen Film mit Adriano Celentano sah, in dem er bei einem Wettrennen, anstatt
zu laufen, ging. Sein geschmeidiger Gehstil, der nichts anderes ausdrückte
als Coolness und Eleganz, beeindruckte mich so sehr, dass ich ihn noch wochenlang
nachzuahmen versuchte. Bei jeder Gelegenheit fiel ich in die Gehbewegung,
auf dem Weg zur Schule, beim Müllraustragen, wenn ich beim Fußball ein Tor
geschossen hatte. Ich winkelte die Arme an, tänzelte geschickt mit den Füßen
und schwang dazu die Hüfte wie ein junger Gott. Man hielt mich schon für
geisteskrank. Und sie hatten recht, denn ich erreichte nie Celentanos Meisterschaft.
Ebenso wenig wie die Gehsportler bei Olympia. Sie sind zwar schnell, wirken
aber angestrengt und hölzern.
Das bringt mich auf die Idee, beim Gehen B-Noten einzuführen. Eine Welt,
in der es immer nur ums Schneller, Weiter, Höher geht, führt letztlich in
die Barbarei. Wir müssen den Leistungsgedanken wieder mehr mit dem Gedanken
der Schönheit verbinden. Wer locker in den Hüften federt, sollte Zeitgutschriften
bekommen. Und warum eigentlich nur beim Gehen? Das könnte man gleich bei
allen Sportarten einführen. Dann hätte auch Jan Ullrich wieder eine Chance,
die Tour de France zu gewinnen.
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28. August
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Einerkanadier der Herren
Heute hat ein Deutscher im Einerkanadier gewonnen und nicht, wie man erwarten
würde, ein Kanadier. Der letzte Kanadier, der das schaffte, war 1984 Lawrence
Cain. Im selben Jahr gewann ein kanadischer Turner im Rudern, nämlich Patrick
Turner. Und acht Jahre zuvor, als die olympischen Spiele in Montreal (Kanada)
stattfanden, gewann der Neuseeländer Johnny Walker nicht etwa im Gehen oder
Whiskysaufen Gold, sondern beim 1500-Meter-Lauf. Irgendwo ist der Wurm drin.
Der Kanadier ist die langsamste Art, sich mit einem Boot fortzubewegen. Gleichzeitig
ist der Kanadier englisch- oder französischsprachig. Bei Olympia gibt es
keine Frauen im Kanadier, wohl aber Kanadier in Frauen. Der Kanadier ist
die einzige Sportart, die man kniend ausübt. Die Lieblingssportart des Kanadiers
ist Eishockey.
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29. August
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Boxen der Herren
Keine Sportart scheint für einen Mann so geeignet, seine Männlichkeit unter
Beweis zu stellen, wie das Boxen. Hier trieft das Testosteron, es spritzt
auf den Boden, bildet Bäche, suppt schließlich vom Ring in die Zuschauermenge,
die es begierig aufnimmt. Ein Gestank von Blut, Schweiß und Tränen erfüllt
den Raum. Hier ist ein Mann ein Mann. Es sei denn, er muss im Bantamgewicht
antreten, dann ist er ein Huhn (Bantamhuhn). Oder im Federgewicht, dann ist
er nur ein Teil eines Huhnes. Oder im Fliegengewicht, dann ist er nur ein
Fliegenschiss.
Es ist schon demütigend, welche Bezeichnungen sich die Boxer der unteren
Gewichtsklassen gefallen lassen müssen. Da wollen sie echte Kerle sein und
werden dann durch ehrrührige Bezeichnungen so verspottet. Ich finde, man
sollte zum Ausgleich auch den oberen Gewichtsklassen fiese Namen geben. Zum
Beispiel Seekuhgewicht, Halbseekuhgewicht, Mittelseekuhgewicht. Vielleicht
auch Fleischklopsgewicht oder Thälmanndenkmal. Was schön Gemeines jedenfalls.
Im Gegensatz zum Profiboxen wird bei den Amateuren jeder Treffer sofort gezählt
und angezeigt. Schummeleien korrupter Kampfrichter werden so erschwert. Allerdings
kommen harte und zarte Treffer gleichermaßen in die Wertung. Das führt dazu,
dass die meisten Boxer kaum noch richtig zuschlagen, sondern nur mit dem
Handschuh dorthin zeigen, wo sie ihrem Gegner hinhauen würden, wenn er ihnen
nur ein bisschen unsympathischer wäre.
Noch ein Wort zu den Gewichtsklassen. Ich konnte trotz intensiver Recherchen
nicht herausfinden, was ein Welter ist (in der Bezeichnung Weltergewicht).
Wer es weiß, bekommt von mir zehn Euro und ein Küsschen (spätere Heirat nicht
ausgeschlossen).
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