N Die Schatzinsel – Teil II N von Dan Richter Erzähler:
Dan Richter (aufgeführt am 8.1.04) Erzähler:
Was bisher geschah Szene
3 Im
Zimmer von Bill Bones. Jim Hawkins, die Mutter. Mutter:
Hast du die Leiche
entsorgt? Jim:
Ja, Mama. (Pause,
dann verzweifelt) Oh Mama! Du hast ihn umgebracht! Mutter:
Umgebracht! Umgebracht! Ich habe lediglich ein bisschen nachgeholfen. Jim:
Und der Schwarze Fleck? Mutter:
Der Schwarze Fleck? Jim:
Ja, der Schwarze Fleck! Mutter:
Was für ein Schwarzer Fleck? Jim:
Na das Ultimatum, das der Schwarze Hund ihm gestellt hat. Mutter:
Mir egal. Soll’n se doch kommen, die Piraten. Ich habe nichts zu
verbergen. Und außerdem – so ein schicker Pirat, der kann ja auch
ganz süß sein. Jim:
Mutter, du bist schon so alt und hässlich, dich guckt doch kein Pirat
mehr mit dem Arsch an. Mutter:
Meinst du? Jim:
Na, nimm doch zum Beispiel mal deine Lederhaut – Männer interessieren
sich nicht für Lederhäute. Mutter:
Ist das wahr? Jim:
Ja. Oder dein Glasauge, das ist auch nicht gerade die Krönung der
Attraktivität. Mutter:
Aber das andere Auge ist doch noch fast OK. Jim:
Dafür stinkt aber dein Atem wie ein Haufen Hammelscheiße. Mutter:
Mag mein Atem auch wie ein Haufen Hammelscheiße stinken, den Männern
geht’s doch hauptsächlich um Sex. Jim:
Nein, Mama, den Männern geht es auch um Gefühle. Und du bist nun mal
im Laufe der Jahre ein verranztes Wrack geworden. Mutter:
Ach! Auf einmal! Bis vor kurzem war ich dir noch gut genug zum Kuscheln. Jim:
Spiel bitte nicht immer darauf an, Mama. Lautes,
böses Lachen mehrerer Männer vor der Haustür Jim:
Scheiße! Wegen deiner
Rumlaberei haben wir ganz vergessen, dass die Schurken wegen der Kiste
im Anmarsch sind. Mutter:
Schnell! Lass uns die Tür verrammeln. Beide
stellen die Kiste vor die Tür Pirat
1: Verflucht! Die haben
etwas vor die Tür gestellt. Jim:
Sie haben gemerkt, dass
wir was vor die Tür gestellt haben. Pirat
2: Verflucht! Die haben
gemerkt, dass wir gemerkt haben, dass sie was vor die Tür gestellt
haben. Mutter:
Um Gottes Willen! Jetzt
haben sie gemerkt, dass wir gemerkt haben, dass sie gemerkt haben, dass
wir was vor die Tür gestellt haben. Jim:
Wie? Was haben die
gemerkt? Mutter:
Na, dass wir gemerkt
haben, dass sie gemerkt haben, dass wir was vor die Tür gestellt haben. Jim:
Und? Macht das unsere
Situation schlimmer? Mutter:
Ich weiß nicht. Pirat
1: Lasst uns die Tür
einschlagen Pirat
2: Super Idee. Mutter:
Jim! Oh Jim! Ruf Doktor Livesey und den Friedensrichter Trelawney an,
sie sollen schnell herkommen und uns aus dieser Patsche retten. Jim:
Hey Mom! Wir haben das
Jahr 1762 – da gibt es noch keine Handys. Mutter:
Das ist mir doch scheißegal! Das ist ein Notfall. Also hab dich nicht
so. Jim:
Na gut. (tippt
Telefontasten, telefoniert:) Hallo! Dr. Livesey? Hier ist Jim
Hawkins. Ich rufe vom Handy aus an… (Pause)
Na Volkers Handy. (Pause) Ich
weiß. Aber es ist ein Notfall, Banditen stehen vor der Tür. Mutter:
Einen schönen Gruß von mir! Jim:
Eventuell sind es auch
Piraten. Pirat
1 und Pirat 2: Hau ruck!
Hau ruck! Mutter
(lauter):
Einen schönen Gruß von mir. Jim
legt auf, steckt Handy ein. Pirat
1 und Pirat 2: Hau ruck!
Hau ruck! Mutter
(eingeschnappt): Du hast
nicht gegrüßt. Pirat
1 (bricht
durch die Tür, poltert ins Zimmer, bedroht Mutter und Jim mit dem Säbel):
Hände hoch! (ruft nach hinten):
Bleibt da hinten. Ich werde mit den beiden schon alleine fertig. (sieht
die Kiste) Ah! Die Kiste! Pferdegetrappel Pirat
2
(schreit): Aah, die Bullen! Pirat
1: Scheiße! Eine Falle! Jim
und Mutter: Haha, das
werden Trelawney und Dr. Livesey sein. Pirat
2 (schreit):
Rette sich wer kann! Dr. Livesey springt ins Zimmer. Längerer Fechtkampf Dr. Livesey und Pirat 1. Pirat 1 scheint zunächst überlegen. Es sieht kritisch aus für Dr. Livesey. Dann haut Dr. Livesey dem Piraten mit der Faust auf den Kopf und Pirat 1 stirbt. Jim
und Mutter: Danke, Dr. Livesey. Dr.
Livesey: Gern geschehen.
Ah, da kommt auch schon mein Freund, der Friedensrichter Trelawney. Trelawney
tritt würdevoll ein Jim
und Mutter: Mister Trelawney! Trelawney:
Hallo Jim! Hallo Mutter von Jim! Gut gemacht, Dr. Livesey. (zu
Jims Mutter:) Weib, schaff die Leiche raus. Mutter:
Aye, Aye, Sir! Sie
schafft
die Piratenleiche nach draußen Erzähler:
Ich erzählte ihnen, was vorgefallen war. Trelawney
und Livesey: Eine Kiste? Jim:
Ja, da ist sie. Trelawney
(geht gierig auf die Kiste zu):
Würde mich nicht wundern, wenn da eine Schatzkarte drin ist. Piraten
haben so was oft dabei. Jim (hält
ihn zurück): Das ist
aber meine Kiste. Trelawney:
Halt den Schnabel, du Naseweis. Jim
hebt den Säbel des toten Piraten auf. Trelawney:
Lass den Säbel liegen. Jim:
Nein! Trelawney:
So nimm dies! Sie
fechten eine ganze Weile. Indessen macht sich Dr. Livesey an der Kiste
zu schaffen, was eine Weile dauert. Dr.
Livesey: Tatsächlich!
Eine Karte! Jim
und Trelawney (hören
auf zu fechten): Dr. Livesey! Die Karte! Dr.
Livesey: Ja. Das ist ja
kaum unglaublich! Alle
drei beugen sich über die auf dem Tisch ausgebreitete Karte Trelawney:
Eine Karte von Kapitän Flint persönlich gezeichnet. Jim:
Admiral Flint? Wer ist
das, Sir? Trelawney
(legt
Jim die Hand auf die Schulter): Mein Junge, dieser Admiral Flint und
seine Männer waren die übelsten Piraten, die je zur See gefahren sind.
Wenn sie auf ein fremdes Schiff stießen, haben sie nie lange gefackelt. Livesey:
Doch. Trelawney:
Was „doch“? Livesey:
Manchmal haben sie lange gefackelt. Trelawney:
Mir ist kein Fall des Lange-Fackelns bekannt. Livesey:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch diese Leute manchmal lange
gefackelt haben. Sehr lange sogar. Jim:
Was meinen Sie? Livesey:
Einmal haben diese Männer so dermaßen lange gefackelt, dass am nächsten
Tag allen die Penisse schmerzten. Trelawney:
Sie meinen aber nicht „Fackeln“, Sie meinen „Fucking“. Livesey:
Oh, stimmt. Das muss ich wohl verwechselt haben. Jim:
Und jetzt? Trelawney:
Guck mal, Jim, hier ist auf der Schatzkarte ein Kreuz eingezeichnet. Jim:
Ja. Trelawney
(lehrerhaft): Und was heißt
ein Kreuz auf einer solchen Karte? Jim:
Äh, eine Kirche? Trelawney
(zu Livesey): Ist der wirklich
so blöde? Livesey (zu
Jim): Du Rindvieh! Da liegt der Schatz. Jim:
Ach so! Trelawney:
Männer! Jim
und Livesey: Jou! Trelawney:
Wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich sofort in Bristol ein Schiff
ausstatten, mit dem wir in See stechen. In wenigen Tagen kann es
losgehen. Livesey, Sie sind Schiffsarzt. Jim, Schiffsjunge. Und Jims
Mutter…, äh… Jim:
Was ist mit meiner Mutter? Livesey:
Was haben Sie vor, Trelawney? Trelawney:
Nun ja, ich möchte nicht, dass an Bord die Zwangshomosexualität
ausbricht. Deshalb wäre ein Frauenzimmer an Bord nicht schlecht. Livesey:
Ich bin prinzipiell gegen den Einsatz von Bordhuren. Trelawney:
Das hatte ich mir gedacht. Livesey:
Tripper, ick hör dir trapsen. Trelawney:
Warum kommen wir immer wieder auf solche Themen? Livesey:
Na, ich hab mir den Text nicht ausgedacht. Jim:
Auf See! Juhuu. Lasst uns anstoßen! (hebt eine Flasche Bier hoch.) Livesey: Ich
sehe, du wirst ein Mann. Trelawney
(nimmt auch eine Flasche Bier und
prostet ihnen zu): Auf gute Fahrt! Livesey
und Jim (stoßen mit ihm an):
Auf gute Fahrt! Erzähler: Werden
diese drei Pappnasen es auf die Reihe kriegen, ein Schiff zu
organisieren? Wenn ja, werden sie überhaupt in See stechen? Woher kommt
überhaupt der Begriff „In See stechen“? Ist das wieder eine
sexuelle Anspielung? Werden Piraten noch irgendeine Rolle spielen oder
wird das alles friedlich und konfliktlos abgewickelt? Wenn Sie ein
minimales Interesse an der Beantwortung einer dieser Fragen haben
sollten, dann schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, beim dritten
Teil der N Die Schatzinsel – Teil II N Verbeugung der Schauspieler ******************** |