N Die Schatzinsel – Teil I N von Dan Richter mp3
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Dan Richter (aufgeführt am 1.1.04) Erzähler: Mein Name ist Hawkins. Jim Hawkins. Ich kann mich glücklich preisen, das hohe Alter von 78 Jahren erreicht zu haben. Aber noch heute läuft mir ein eisiger Schauder den Rücken herab, wenn ich an jene Ereignisse im Jahre 1762 denke. Ich war damals gerade mal 15 Jahre alt, als ich Kämpfe mit den schlimmsten Kerlen zu bestehen hatte, die je zur See gefahren sind. Aber ich will nicht vorgreifen: Es begann in einer stürmischen Nacht. Mich hatte wieder eine meiner Pubertätsdepressionen befallen. Und so starrte ich aus dem Fenster der Kneipe „Admiral Benbow“, die von meiner Mutter, dieser Drecksnatter, bewirtschaftet wurde. 1.
Szene In der Kneipe. Zwei Männer murmeln am Tisch, lachen zwischendurch immer wieder. Mutter putzt am Tresen Gläser. Jim schaut aus dem Fenster (d.h. Richtung Publikum). Mutter:
Jim! Jim!! Hör auf zu glotzen, du Nachgeburt, komm her zu deiner armen
alten Mutter, und hilf mir ein bisschen bei der Arbeit. Denkst du, die
Kneipe läuft von allein? Unter Schmerzen habe ich dich geboren, jetzt
bis du fünfzehn Jahre alt, und das Letzte, was dich zu interessieren
scheint, ist deine gute Mutter. Merk dir eins: das Wichtigste, was ein
Kind im ganzen Leben hat, ist seine Mutter. Nun, komm, schon her, und
gib mir einen Kuss! Jim
(bleibt stehen): Wenn ich eine
Nachgeburt sein soll, dann können die Schmerzen bei meiner Geburt ja so
groß nicht gewesen sein. Die Nachgeburt flutscht ja mehr so raus. Mutter:
Das stimmt. Wo du Recht hast, hast du recht. Jim
: Außerdem bin ich kein Kind mehr, sondern fünfzehn. Ich habe regelmäßig
Erektionen. Mutter: Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dir da in dieser Sache durchaus behilflich bin. Brauchst mich nur zu fragen. Ich bin doch deine Mutter. Pause Jim
(schaut aus dem Fenster): Ach
du Scheiße! Mutter: Was ist? Starrst du wieder auf die hässlichen Robben? Jim:
Nein, nein, ein ganz ekelhafter Typ kommt da angesegelt. Mutter:
„Angesegelt“ im übertragenen Sinne? Jim: Ja, Mama. Bill
Bones öffnet die Tür, zieht eine Kiste hinter sich her und tritt ein.
Alle verstummen. Pause. Bill
(laut): Ist das hier
die Kneipe „Zum Admiral Benbow“. Jim:
Ja, Sir. Bill:
Dann werd ich hier mal vor Anker gehen. Mutter: „Vor Anker gehen“ im übertragenen Sinne? Bill: Na logisch, du Vogelscheuche. Mutter: Na gut. Einzel- oder Doppelzimmer? Bill: Einzel. Mutter: Blick aufs Meer oder auf den Hof. Bill: Meer. Mutter: Dann bräucht ich mal Ihren Pass oder Personalausweis. Bill: Geht auch der Führerschein? Mutter: Zeigen Sie mal. (Bill
gibt ihr den Führerschein) Mutter: Der läuft aber in zwei Monaten ab. Bill: Oh ha. Na ja, laut Skript bin ich bis dahin sowieso schon tot. Mutter (gibt ihm den Führerschein zurück): Na super. Sonst noch irgendwas. Bill:
Nee. Mutter: Gut. Dann Zimmernummer 453. Kostet Euch aber vier Schilling die Woche. Der Aufzug ist leider kaputt. Bill: Dann soll Ihr Sohn mir die Kiste hoch tragen. Bill
geht zu ihr, wirft ihr die Münzen auf den Tresen. Die zwei Typen am
Tisch murmeln wieder. Bill geht zu ihnen hin und packt Typ 1 hart. Bill:
Was wird hier gemurmelt? Typ
1: Entschuldigung, Sir. Wir haben uns über Fische unterhalten. Bill:
Über Fische? Typ
1: Ja, Sir. Kennen Sie den Witz, wo ein Engländer, ein Ire, ein
Deutscher, ein Russe, ein Ami, ein Spanier und ein Schwede in ein
Bordell gehen? Nein? Also: Gehen ein Engländer, ein Ire, ein Deutscher,
ein Russe, ein Ami, ein Spanier und ein Schwede in ein Bordell. Sagt der
Engländer: Typ
2 (korrigiert): Nee, der Russe. Typ
1: Genau, der Russe, der fragt: „Wer heißt hier Simone?“ Typ
2: (korrigiert): Nee, Katja. Typ
1: Wieso? Typ
2: Na, das ist doch der Witz nachher. Typ
1: Wieso? Typ
2: Na pass auf, an der Stelle wo nachher der Ire mit dem Juden ins
Bett von der anderen schwedischen Hure gehen, kommt doch der Engländer... Typ
1: Du meinst der Russe. Bill
(brüllt): Schnauze!!! Was hat das denn mit Fischen zu tun, ihr
Idioten! Typ
2: Kommt ja noch. Bill
(brüllt): Schnauze!!! Wenn hier einer Witze erzählt, murmelt,
singt oder irgendetwas anderes von sich gibt, dann bin ich das,
verstanden? Typ
1 + 2: Ja, Sir. Bill
(brüllt): Schnauze!!! Ihr habt zu schweigen!! Habt ihr das
verstanden? Typ
1 + 2 (schweigen) Bill
(brüllt): Ob ihr das
verstanden habt! Typ
1 + 2 (kleinlaut): Ja, Sir. Bill:
Jim, komm, mit nach oben, trag mir die Kiste hoch, und vergiss nicht,
mir eine Flasche Rum mitzunehmen. (singt:) (zu
Jim): Worauf wartest du? Jim:
Du hast mir auch nicht beim Umzug geholfen. Bill:
Hahaha. Das war der beste Insider-Gag, den ich in den letzten Wochen gehört
habe. Jim: Hahaha! Wieviel Insider-Gags hast du denn gehört in den letzten Wochen. Bill: Nur den. Jim: Hahaha! Bill: Hahaha! Beide mit Kiste und Flasche die Treppen hoch. Die zwei Typen gehen zur Tür hinaus. Mutter geht ab. Szene 2 Erzähler: Die Wochen vergingen, ohne dass sich unser neuer Mieter, Bill Bones, um die Erneuerung seines Führerscheins gekümmert hätte. Jeden Morgen musste ich zu ihm hoch auf die Kammer, um ihm ein paar „Gefälligkeiten“ zu erweisen. Immerhin gab er mir immerhin einen halben Schilling dafür, viel Geld für einen Jungen wie mich. Doch im Laufe der Zeit wurde es mir unangenehm. Im
Zimmer von Bill. Bill lümmelt ausgestreckt auf einem Stuhl. Bill:
Jim? Jim:
Ja? Bill:
Hör zu, Jim. Du bis der einzige Mann, dem ich vertraue. Jim:
Danke, Sir. Bill:
Nichts zu danken. Das hast du dir in den letzten Wochen auch hart
erarbeitet. Jim:
Sie meinen, weil ich immer nach diesem Seemann mit dem einen Bein
Ausschau gehalten habe? Bill:
Nein, weil du dir nie zu fein warst, mir einen zu blasen. Jim:
Ach, das ist nicht der Rede wert, Sir. Bill: Hör zu, Jim. Mit mir geht’s zu Ende. Und ich will, dass du immer aufpasst. Die Kiste darf nicht in die Hände des Einbeinigen fallen. Jim: Übrigens, da steht Besuch draußen. Bill (erschrocken): Was? Jim: April, April. Bill: (erleichtert) Puh ha. Jim: April, April, steht doch Besuch draußen. Der
Schwarze Hund kommt herein. Blind, mit Krücke. Schwarzer Hund: Hallo, mein Freund Bill. Bill: Schwarzer Hund!!! Schwarzer Hund: Richtig geraten. Ich bin der Schwarze Hund. Bill: Oder „Schwules Huhn“, wie wir dich auch manchmal nannten. Schwarzer Hund (springt auf Bill zu): Ich würde an deiner Stelle die Klappe nicht so weit aufreißen, denn du bist der erste, der laut Skript sterben wird. Bill: Das steht noch gar nicht fest, ob das hier zuende gespielt wird. Schwarzer Hund (drückt ihm etwas in die Hand): So nimm dies. Schwarzer Hund verschwindet wieder Jim: Was ist das, Sir? Bill (öffnet die Hand): Der Schwarze Fleck. Jim: Der Schwarze Fleck? Bill: Ja, Jim. Jim: Was ist das, Sir? Bill: Der Schwarze Fleck ist eine Warnung, ein Ultimatum, dass ich noch sechs Stunden habe, das Haus zu verlassen und die Kiste rauszurücken. Jim: Ein Ultimatum? Bill: Ja, Jim. Jim: Was ist das Sir? Bill: Eine fristsetzende Aufforderung zu einer Handlung oder Unterlassung einer Handlung mir gleichzeitiger Androhung von irgendetwas. Jim: Ich beginne zu verstehen, Sir. Bill: Komm, blas mir noch einen. Jim: Gern, Sir. Bill (fasst sich ans Herz): Ah, ah, ah, ah! Jim: Was ist das Sir? Bill: Ein Schlaganfall. Jim: Ein Schlaganfall? Bill: Ja, Jim. Jim: Was ist das, Sir? Bill
fällt zur Erde, stirbt. Jim: Sind Sie tot, Sir? Pause Jim (ruf)t: Mutter!. Er ist tot. Wir können die Kiste öffnen. Mutter (Springt sofort dazu): Hat das Gift also endlich gewirkt! Jim: Ja, Mama. Beide
klatschen gegenseitig über Kreuz ab. Erzähler: Was mag in der Kiste drin sein? a) Ausrangierte Macintosh-Computer? b) zigmal benutzte Kondome oder c) völlig überraschend die Karte er Schatzinsel. Schalten Sie also auch nächste Woche wieder ein, denn dann gibt’s die ersten Fecht- und Ruderszenen, und die Fahrt zur Schatzinsel beginnt. Eventuell Wem für die authentische Darstellung des John Silver ein Bein amputiert wird, muss noch ausgelost werden.
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