Kommissar Mörharts letzter Fall IV von Dan Richter
(aufgeführt am 5.5.05) 4.
Mörhart in Bedrängnis SPRECHER: In der St. Maximilian-Kirche wurde der einzige treue Kirchgänger, Herr Krausnick, bestialisch gekreuzigt und mit einer Lanze erstochen, fast so wie der Heiland damals selber. Als Hauptverdächtiger wird der senile Glöckner Johann Steißmeyer verhaftet. Er gesteht. Doch für Kommissar Mörhart läuft die Sache zu glatt. Wovon soll hier abgelenkt werden? Mörhart und sein treuer Assistent Bohnefeld knöpfen sich den Messdiener Ulf vor, der immer so fromm und unschuldig tut. Aber selbst die Tatsache, dass Glöckner Steißmeyer auch noch seinen eigenen Anwalt erwürgt, bringt Mörhart nicht von der Überzeugung ab, dass hier Drahtzieher an einem Draht ziehen, die gern ihr Gesicht in Unschuld duschen wollen. Steckt vielleicht auch Mörharts Chef, Kriminaloberhauptinspektor Teufling, mit drin? Auf der Polizeiwache. Im Büro des Chefs. TEUFLING: Ah, Kommissar Mörhart. Setzen Sie sich. MÖRHARTEUFLING: Danke, Herr Teufling. TEUFLING: Mörhart, ich will gar nicht mit dem heißen Brei in die Tür fallen: Was Sie sich in den letzten Tagen geleistet haben, ist ein starkes Stück. MÖRHART: Danke, Herr Teufling. TEUFLING: Mörhart, Sie Depp! Das meine ich ironisch. MÖRHART: Ach so. TEUFLING: Sie Dummbeutel! Da ist Ihnen seit Monaten das erste Mal etwas geglückt – Sie haben den Mörder verhaftet – und dann spielen Sie auf eigene Faust Columbo und jagen irgendwelchen Schemen hinterher. Sie misshandeln einen Messdiener... MÖRHART: Der hat’s doch so gewollt. TEUFLING: Papperlapapp! Wo war ich stehengeblieben, ach so, Sie spielen auf eigene Faust Columbo, misshandeln einen Messdiener und inzwischen bringt unser Hauptverdächtiger seinen eigenen Anwalt um. MÖRHART: Na, der wird schon was auf dem Kerbholz gehabt haben. TEUFLING: Was?! MÖRHART: Na, weshalb ist der denn sonst Mörderanwalt geworden? TEUFLING: Mann Mörhart, Sie haben ja nicht mal ein einfachstes Verständnis von Rechtstaatlichkeit. MÖRHART: Von was? TEUFLING: Bringen Sie mich nicht immer aus dem Konzept. Also: Sie spielen auf eigene Faust Columbo, und ich muss dem Polizeichef erklären, was hier bei uns in der Mordkommission für ein Tobuwabubu, ähm Togowabombu, nein, Dings, Huhuwatubu. MÖRHART: Tohuwabohu. TEUFLING: Was? MÖRHART:
To-hu-wa-bo-hu! TEUFLING: Was meinen Sie damit? MÖRHART: Na Tohuwabohu – das war doch das, was Sie eben gesucht haben. TEUFLING: Gesucht? Was soll ich gesucht haben? MÖRHART: Na, Tohuwabohu. TEUFLING: Mörhart! Hören Sie auf mit dem Quatsch! Also: Sie spielen auf eigene Faust Columbo, und ich entbinde Sie von diesem Fall. MÖRHART: Aber ich... TEUFLING: Schnauze, Mörhart! Sie gehen jetzt runter ins Verkehrsdezernat. Dort sortieren Sie mal die Akten von Frau Polenz. Und den Kirchenmordfall übernehme ich höchst persönlich. So. Sie können gehen. Auf Wiedersehen. MÖRHART: Auf Wiedersehen. (Mörhart geht zur Tür. Bevor er draußen ist, dreht er sich noch einmal columbomäßig um) Herr Teufling? TEUFLING: Ja? MÖRHART: Wer ist eigentlich Columbo? Beide ab. Im Labor.
KORTZBORKEN: Sehen Sie, Bohnefeld, so einfach ist das. BOHNEFELD: Unglaublich! Vom Kopf des Rechtsanwalts von Steißmeyer ist nur noch der Schädel übrig KORTZBORKEN: Richtig. Und so... (holt die Maske triumphierend mit dem Löffel heraus) Tattaaaa! hier haben wir seine Gesichtshaut schön abgelöst. BOHNEFELD: Das ist ja irre. Aber sagen Sie, wozu brauchen Sie die Gesichtshaut? Ich denke, der ist erwürgt worden? KORTZBORKEN: Die Gesichtshaut? Ach die brauchen wir überhaupt nicht. (feuert sie achtlos in de Ecke) Das ist bloß so eine Art Laboranten-Gag. BOHNEFELD: Aber die Hinterbliebenen! Meinen Sie nicht, dass die davon peinlich berührt sind, wenn die nur noch den abgeätzten Schädel sehen? KORTZBORKEN: Ach, da schrauben wir einfach den Standard-Plaste-Kopf drauf, das merkt keine Sau. BOHNEFELD: Wahnsinn. Ihr Laboranten seid richtige Füchse. KORTZBORKEN: Ja, wenn man uns nur immer lassen würde, wie wir wollten, dann würde hier so einiges anders laufen. BOHNEFELD: Und diese Flüssigkeit hier? (zeigt auf die Schüssel) Die muss doch höllisch ätzend sein. Bohnefeld tippt vorsichtig mit dem Zeigefinger in die Schüssel, ätzt sich dabei die ganze Hand ab (Hand im Ärmel verstecken). Rennt dann schreiend mit erhobenem rechten Arm über die Bühne hin und her. BOHNEFELD: Aaaaaaahhh! Aaaaaaaaahhh! Meine Hand! Meine Hand! KORTZBORKEN: Stimmt. „Höllisch ätzend“ – der Ausdruck trifft es sehr gut. BOHNEFELD: Aaaaaaahhh! Aaaaaaaaahhh! Meine Hand! Meine Hand! Mörhart
ins Labor. Die beiden sind still wie ertappte Schuljungen. Bohnefeld hält
den kaputten Arm hinterm Rücken. MÖRHART: Was ist denn hier los? BOHNEFELD: Ach, gar nichts. Hallo Chef! MÖRHART: Hallo Bohnefeld. Guten Tag, Kortzborken. KORTZBORKEN: Guten Tag. BOHNEFELD: Und? Was sagt Teufling? MÖRHART (heult sich an Bohnefelds Schulter aus): Er hat mir den Fall weggenommen. BOHNEFELD (streicht mit dem Armstumpf über den Kopf): Ist ja gut. KORTZBORKEN: Teufling, dieser Hund! MÖRHART: Aber ich bleibe dran. So schnell gibt ein Mörhart nicht auf. Das rieche ich doch auf soundso viel Kilometer gegen den Wind, dass da was faul ist im Staate Portugal. Aber der Teufling, der hat sich geschnitten, wenn er glaubt, dass ich aus den Segeln den Dings, ähh... den Dampf ablasse. Ich krieg die Drahtzieher und Kupferstecher schon noch zu fassen. BOHNEFELD: Genial! MÖRHART (pathetisch): Männer! KORTZBORKEN und BOHNEFELD: Ja. MÖRHART: Bohnefeld! BOHNEFELD: Ja? MÖRHART: Kortzborken! KORTZBORKEN: Ja? MÖRHART: Meine Herren! Kann ich mich auf Sie verlassen? KORTZBORKEN und BOHNEFELD (aus einem Munde): Ja, mein Kommissar! MÖRHART: Danke! (streckt Kortzborken die Hand hin) Kortzborken? Sie schütteln sich die Hände. MÖRHART: (streckt Bohnefeld die Hand hin). Bohnefeld? BOHNEFELD:
(reckt seinen Armstumpf
entgegen) MÖRHART: Bohnefeld! Was haben Sie mit Ihrer Hand gemacht. BOHNEFELD: Ja, blöde Sache, wir haben hier vorhin experimentiert, mit so einer Säure... MÖRHART (murmelt immer ungeduldig dazwischen): Hmhm, ja, ja, ja. BOHNEFELD: ...und dann dachte ich, man müsse doch mal sehen, wie scharf diese Säure ist... MÖRHART: Hmhm, ja, ja, ja. BOHNEFELD: Und als ich dann mit meinem Finger ganz vorsichtig... MÖRHART: Hmhm, ja, ja, ja. Ja, gut, den Rest kann ich mir denken. Kommen Sie, Bohnefeld, holen Sie den Wagen. Wir müssen einem gewissen Pfarrer noch einen Besuch abstatten. BOHNEFELD: Kommissar Mörhart, Sie sind ein Genie. Musik:
Hells Bells SPRECHER: Ist Bohnefeld überhaupt in der Lage, einhändig einen Wagen zu steuern? Warum spielt Robert schon wieder nicht mit, wo er doch die Rolle von Mörder Steißmeier hat? Sieht es in deutschen Kriminal-Laboren wirklich so aus wie auf den Klos des RAW? Hat das Leben einen Sinn? Auf diese Fragen werden Sie bei der nächsten Folge leider keine Antwort erhalten, aber dafür ist diese Krimiserie ja auch nicht gedacht. Vergessen Sie nicht: Das Leben ist keine Krimiserie. Achten Sie auf Ihren Personalausweis, und sehen Sie auch nächste Woche eine neue Folge von „Kommissar Mörharts letzter Fall“. Verbeugung der Schauspieler
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