Kommissar Mörharts letzter Fall  V

von Dan Richter


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Bohnefeld – Bohni
Mörhart – Volker
Strübing
Jochen – Jochen
Schmidt
Pater/Sprecher – Dan
Stephan – Stephan

Spider Robert
Sounds: Hämmergeräusche, Anfahrgeräusch, Zündung


 (aufgeführt am 12.5.05)

5. Parallelwelten

 

SPRECHER: In der St. Maximilian-Kirche wurde der einzige treue Kirchgänger, Herr Krausnick, bestialisch gekreuzigt und mit einer Lanze erstochen. Der senile Glöckner Johann Steißmeyer gesteht, wird verhaftet und erwürgt auf der Polizeistation seinen eigenen Anwalt. Doch für Kommissar Mörhart läuft die Sache zu glatt. Wovon soll hier abgelenkt werden? Mörhart und sein treuer Assistent Bohnefeld misshandeln den ach so frommen Messdiener Ulf. Daraufhin nimmt ihm Kriminaloberhauptinspektor Teufling den Fall weg. Mörhart soll in der Verkehrsabteilung Akten sortieren. Inzwischen verliert Bohnefeld beim Rumspielen mit gefährlichen Chemikalien seine rechte Hand. Das aber ist für einen hartgesottenen Kommissar wie Mörhart kein Grund zum Heulen. Die beiden ermitteln nun auf eigene Faust. Sie schleichen sich in die Kirche, wo Pater Bernhard gerade das Kruzifix repariert.

 

Mörhart und Bohnefeld in der Kirche.
(am Rand der Bühne spähen sie ins Kirchenschiff).
Pater Bernhard Off
Sound: Hämmern

MÖRHART: Guck mal, wer da hämmert.

BOHNEFELD: Es ist Pater Bernhard himself.

MÖRHART: Pater Bernhard? In seiner eigenen Kirche?

BOHNEFELD: Ja. Wieso?

MÖRHART: Na finden Sie das nicht etwas merkwürdig, Bohnefeld?

BOHNEFELD: Ich fürchte, Ihre Gedankengänge sind wieder mal zu genial für mich, Kommissar Mörhart. Was soll denn daran so seltsam sein, dass ein Pfarrer in seiner eigenen Kirche arbeitet?

MÖRHART: Bohnefeld, Sie sind zwar ein netter Bursche, aber Sie sollten doch auch mal Ihren Grips anstrengen.

BOHNEFELD: Aber ich bin eben nicht so intelligent wie Sie.

MÖRHART: Ich weiß, ich weiß. Also – wenn ein Pfarrer in seiner eigenen Kirche arbeitet, das ist doch so, als wenn ein Bauer seine eigenen Kartoffeln isst.

BOHNEFELD: Hä? Machen das Bauern nicht?

MÖRHART: Hm, ja doch, schon. Das war ein schlechtes Beispiel. Also ein in der eigenen Kirche arbeitender Pfarrer – das ist so, als wenn ein, sagen wir mal, eine Schnecke in ihr eigenes Haus..., oder nein, das ist auch blöd, also, wenn ein Weihnachtsmann sich selber beschenkt.

BOHNEFELD: Hm, ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Aber was bastelt der denn da? (geht noch ein Stückchen vor) Oh Gott!

MÖRHART: Und?

BOHNEFELD: Der nagelt den Jesus ans Kreuz!

MÖRHART: Bohnefeld, jetzt haben wir ihn. Ein katholischer Pfarrer, der seinen eigenen Gott kreuzigt! Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, dass dieser Pfarrer ein Schurke ist, dann hätten wir ihn jetzt. Schreiben Sie auf: „Pater Bernhard, St. Maximilian Kirche, 18.30 Uhr...“ Was ist? Warum schreiben Sie nicht?

BOHNEFELD: (Statt einer Antwort hält er den Armstumpf hoch.)

MÖRHART: Oh. Ach ja, Ihre Hand. Die ist ja seit heute morgen ab.


Hämmergeräusch hört auf

 BOHNEFELD: Ja, meine schöne, schöne Hand. Ich fand die immer sehr gut.

MÖRHART: Ja, ja, wer wird denn gleich traurig sein. Schwamm drüber, es gibt Milliarden Hände auf der Welt. Bohnefeld, lassen Sie uns lieber noch ein bisschen spähen, ob wir da was erkennen.

BOHNEFELD: Ich seh nichts. Wo ist denn der Pfarrer?

MÖRHART: Stimmt, der Jesus liegt ganz allein auf seinem Kreuz.

 

Pater Bernhard kommt von hinten an die beiden heran, ohne sie zunächst zu sehen.
Dann erblickt er sie.

 

PATER (erschrickt): Aaaahhhh!

MÖRHART + BOHNEFELD (erschrecken auch): Aaaaahhh!

PATER + MÖRHART (aus einem Mund): Was machen Sie denn hier?

PATER + MÖRHART: Ja, das frage ich Sie.

PATER + MÖRHART: Nein. Das frage ich Sie!

PATER + MÖRHART: Ich bin derjenige, der hier die Fragen stellt.

PATER + MÖRHART: Ach so.

BOHNEFELD: Warum haben Sie den Jesus angenagelt?

PATER: Na, weil er ab war.

BOHNEFELD: Eine blödere Antwort fällt Ihnen wohl nicht ein.

PATER: Was?

MÖRHART: Eine Frage, Herr Pfarrer.

PATER: Ja?

MÖRHART: Kommt es öfter vor, dass Sie Jesusse annageln?

PATER: Na, so oft macht ja keiner die Jesusse ab.

BOHNEFELD: Das war doch nicht die Antwort auf die Frage, die mein Chef gestellt hat.

MÖRHART: Richtig, Bohnefeld. Das war sie nicht.

PATER: Hä? Was war sie nicht?

MÖRHART: Na, die Frage.

PATER: Was war die Frage nicht?

MÖRHART: Na, die Antwort.

PATER: Das weiß ich doch selber, dass die Antwort nicht die Frage ist.

MÖRHART (schlau): Aha! Aha! Aha! Da kommen wir der Sache doch schon näher. Sie verstricken sich doch immer mehr in Ihre eigenen Schlingnetze!

PATER: In meine was?

MÖRHART: Schlingnetze! Sie wollen ein Katholik sein? Ich habe noch nie gehört, dass ein anständiger Christ seinen Jesus selber ans Kreuz nagelt. Das lässt er doch wohl die Römer und Juden erledigen.

PATER: Aber doch nur beim echten Jesus. Das hier ist doch ein Kruzifix.

MÖRHART: Na, das seh ich, was das für ein Kruzifix ist. Sie hören von uns, Sie sogenannter Pfarrer!

 

Bohnefeld und Mörhart gehen zum Wagen. Pater Bernhard ab.

 

BOHNEFELD: Kommissar Mörhart, das war genial, wie Sie den in die Mangel genommen haben.

MÖRHART: Ja, jetzt hat er erst mal was, woran er kauen kann.

BOHNEFELD: Herr Kommissar, können Sie vielleicht fahren? Mein Armstumpf tut mir noch so weh.

MÖRHART: Bohnefeld, weil Sie’s sind.

 

Sie steigen ein.

 

MÖRHART: Aber Sie müssen sich auch mal ein bisschen zusammen reißen, sonst...

Pause

BOHNEFELD: Was ist?

MÖRHART: Der Wagen springt nicht an. Los, Bohnefeld, anschieben.

BOHNEFELD: Ja doch (springt aus dem Wagen und schiebt an.)

MÖRHART: Warum fährt denn die Scheiße hier nicht!

BOHNEFELD: Ach, die Bremsklötzer, die muss ich noch wegmachen.

 

Bohnefeld schiebt Bremsklötzer weg. Der Wagen fährt ihm über die linke Hand. Er springt über die Bühne mit erhobenem linken Armstumpf.

 

BOHNEFELD: Aaaahh, meine Hand! Meine Hand!

MÖRHART: Ja, ja, jetzt wissen wir’s ja. Komm steigen Sie ein.

BOHNEFELD: Jetzt auch noch die linke.

MÖRHART: Ach so! Entschuldigung!

 

Bohnefeld steigt ein. Mörhart fährt los.

 

BOHNEFELD: (jammert eine ganze Weile leise vor sich hin) Aaaahh!

MÖRHART: Na, nun hören Sie doch mal auf. Das war doch nicht persönlich gemeint.

BOHNEFELD: Ja, ich weiß.

MÖRHART: So ein Scheißtag aber auch. Sie verlieren Ihre beiden Hände und mir wird der Fall abgenommen. Da hilft nur noch eins!

BOHNEFELD: Was denn?

MÖRHART: Entertainment!

BOHNEFELD: Und was genau stellen Sie sich da vor?

MÖRHART: Egal. In Berlin ist alles super. Gucken Sie mal aus dem Fenster. Wo sind wir denn hier?

BOHNEFELD: Keine Ahnung. Irgendwo in Friedrichshain.... Da! Da gehen lauter Leute rein.

MÖRHART: Sieht ein bisschen abgeranzt aus. Was steht denn da oben dran?

BOHNEFELD: RAW-Tempel.

MÖRHART: RAW-Tempel? Klingt wie ne Mischung aus RAF und Scientology. Ach, scheißegal, einfach mal gucken.

 

Beide steigen aus und gehen in den RAW zur Kasse.
Stephan an der Kasse. Dialog an der Kasse (laut sprechen)

MÖRHART: Na, was gibt’s denn hier heute so schönes?

STEPHAN: ’ne Lesung.

MÖRHART : Und wer liest?

STEPHAN: Bohni, Volker, Robert, Jochen, Dan und icke.

MÖRHART: Na gut. Zweimal bitte.

STEPHAN: Viel Spaß!

Auf die Bühne Jochen und Robert, die dieselbe Szene wie oben spielen.

 

ROBERT: Eine Frage, Herr Pfarrer.

PATER: Ja?

ROBERT: Kommt es öfter vor, dass Sie Jesusse annageln?

PATER: Na, so oft macht ja keiner die Jesusse ab.

JOCHEN: Das war doch nicht die Antwort auf die Frage, die mein Chef gestellt hat.

ROBERT: Richtig, Bohnefeld. Das war sie nicht.

PATER: Hä? Was war sie nicht?

ROBERT: Na, die Frage.

PATER: Was war die Frage nicht?

ROBERT: Na, die Antwort.

MÖRHART: Was ist denn das für eine Scheiße!

PATER: Das weiß ich doch selber, dass die Antwort nicht die Frage ist.

ROBERT: Aha! Aha! Aha! Da kommen wir der Sache doch schon näher. Sie verstricken sich doch immer mehr in Ihre eigenen Schlingnetze!

MÖRHART: Das ist doch keine Lesung.

BOHNEFELD: Und richtiges Theater ist das auch nicht.

PATER: In meine was?

ROBERT: Schlingnetze! Sie wollen ein Katholik sein? Ich habe noch nie gehört, dass ein anständiger Christ seinen Jesus selber ans Kreuz nagelt. Das lässt er doch wohl die Römer und Juden erledigen.

PATER: Aber doch nur beim echten Jesus. Das hier ist doch ein Kruzifix.

ROBERT: Na, das seh ich, was das für ein Kruzifix ist. Sie hören von uns, Sie sogenannter Pfarrer!

MÖRHART: Aber irgendwie realistisch.

Jochen und Robert gehen zum Wagen. Pater Bernhard ab.

JOCHEN: Kommissar Mörhart, das war genial, wie Sie den in die Mangel genommen haben.

ROBERT: Ja, jetzt hat er erst mal was, woran er kauen kann.

JOCHEN: Herr Kommissar, können Sie vielleicht fahren? Mein Armstumpf tut mir noch so weh.

Sie steigen ein.

 

BOHNEFELD: Irgendwie find ich das makaber.

MÖRHART: Makaber? Wieso?

ROBERT: Aber Sie müssen sich auch mal ein bisschen zusammen reißen, sonst...

 

Pause

JOCHEN: Was ist?

ROBERT: Der Wagen springt nicht an. Los, Bohnefeld, anschieben.

JOCHEN: Ja doch (springt aus dem Wagen und schiebt an.)  

ROBERT: Warum fährt denn die Scheiße hier nicht!

JOCHEN: Ach, die Bremsklötzer, die muss ich noch wegmachen.

 

Bohnefeld schiebt Bremsklötzer weg. Der Wagen fährt ihm über die linke Hand. Er springt über die Bühne mit erhobenem linken Armstumpf.

 

JOCHEN: Aaaahh, meine Hand! Meine Hand!

BOHNEFELD: Also wirklich.

MÖRHART: Nee, mir reicht’s jetzt auch.

STEPHAN: Könnt ihr mal ’n bisschen leise sein, ihr beiden da vorne?

MÖRHART: Das muss ich mir nicht bieten lassen.

BOHNEFELD: Kommissar Mörhart, Sie sind genial

SPRECHER: Was ist denn jetzt los? Befinden wir uns in einem Theater oder in einem Theater im Theater? Oder gar in einer Zeitschleife? Wimmelt die Welt von Kommissaren, Pfarrern und RAW-Tempeln? Finden wir es in Ordnung, dass jetzt schon wieder eine Folge ohne den Mörder Steißmeier gespielt wurde? Welches Körperteil wird Bohnefeld nächste Woche verlieren? Hat es etwas zu bedeuten, dass Stephan in der letzten Folge gar keine Rolle und diesmal nur sich selber spielen durfte? Wenn jeder diese Fragen schriftlich beantwortet hat, dann gibt es nächste Woche eine neue Folge. Aber die gibt es, ehrlich gesagt, so oder so. Es lohnt sich also, dran zu bleiben, denn dies ist Kommissar Mörharts letzter Fall.

 

Verbeugung der Schauspieler

 

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