Kommissar Mörharts letzter Fall III von Dan Richter
(aufgeführt am 21.4.05) 3.
Mörharts Verhörmethoden SPRECHER: In der St. Maximilian-Kirche wurde der einzige treue Kirchbesucher, Herr Krausnick, bestialisch gekreuzigt und mit einer Lanze erstochen. Als Hauptverdächtiger wird der senile Glöckner Johann Steißmeyer verhaftet, der die Tat auch gesteht. Doch für Kommissar Mörhart läuft die Sache zu glatt. Wird hier ein falsches Spiel mit gezinkten Karten und doppeltem Boden gespielt? Wovon soll hier abgelenkt werden? Zwar gibt es keinen Grund anzunehmen, dass jemand anders den Mord begangen haben soll, doch Mörhart und sein treuer Assistent Bohnefeld knöpfen sich die saubere Bagage jetzt einzeln vor. Als erstes ist der Messdiener Ulf dran, der immer so fromm und unschuldig tut. In der Kirche kniet Ulf. Leise murmelnd betet er. Am Rand beobachten ihn Mörhart und Bohnefeld mp3: Orgelmusik BOHNEFELD: Kommissar Mörhart! Sehen Sie nur! Da ist er. MÖRHART: Dieses Schwein! Der zieht doch nur eine Show ab. Dem Bengel ziehen wir jetzt mal die Rotzlöffel lang. BOHNEFELD: Jetzt gleich? MÖRHART: Ja. BOHNEFELD: Aber er ist doch am Beten! MÖRHART: Der tut doch nur so. Los! Den schnappen wir uns. Mörhart
und Bohnefeld schleichen sich von hinten an Ulf heran. Als sie direkt
hinter ihm stehen: MÖRHART: Guten Abend, junger Mann! ULF (erschrickt): Aaaaahh! MÖRHART: Oh, haben wir den sauberen Herrn beim Beten gestört. ULF: Ja, äh.., ich.. äh... MÖRHART: Warum so nervös? ULF: Sie haben mich erschreckt. BOHNEFELD: Sie kennen uns noch? ULF: Ja, Sie beide waren doch von der Kriminalpolizei. BOHNEFELD: Ganz recht, Freundchen. Hinsetzen! ULF: Was? In den Beichtstuhl? MÖRHART: Ach, so sieht ein Beichtstuhl aus? Na, das passt ja ganz gut für unsere Zwecke. ULF: Ihre Zwecke? BOHNEFELD: Falls du es noch nicht kapiert hast – jetzt wird gebeichtet, aber flotti! Hinsetzen! Ulf
setzt sich in den Beichtstuhl MÖRHART: So. Jetzt sag uns schön, wo du am Tag des Mordes warst. ULF: Na, das hab ich doch schon gesagt. BOHNEFELD: Nicht frech werden! ULF: Na in der Kirche. MÖRHART und BOHNEFELD (schauen sich vielsagend an. Dann aus einem Mund): Ah ja! BOHNEFELD: Und wer hat den Krausnick gekreuzigt. MÖRHART: Jetzt sag nicht, Glöckner Johann. ULF: Aber es war der Glöckner Johann! BOHNEFELD: Hast du nicht gehört, was der Kommissar gesagt hat? Du sollst nicht „Glöckner Johann“ sagen. ULF: Aber der war es! BOHNEFELD (setzt sich auf Ulfs Schoß und rüttelt ihm mit beiden Händen rhythmisch am Kopf): Du-sollst-nicht-Glöck-ner-Jo-hann-sa-gen! Du-sollst-nicht-Glöck-ner-Jo-hann-sa-gen! PATER: Ah, die Herren von der Polizei! ULF (verzweifelt): Pater Bernhard! PATER: Na, dann will ich sie mal nicht bei ihrer Arbeit stören. Pater Bernhard ab. ULF: Pater
Bernhard! BOHNEFELD (rüttelt weiter, steigert sich rein): Du-sollst-nicht-Glöck-ner-Jo-hann-sa-gen! Du-sollst-nicht-Glöck-ner-Jo-hann-sa-gen! MÖRHART: Bohnefeld! Ich glaube, es reicht. Bohnefeld steht auf. MÖRHART: Junger Mann! Sie halten sich wohl für äußerst schlau. Pause. MÖRHART: Ich hab Sie was gefragt! ULF: Schlau? Äh, ich weiß nicht. MÖRHART: Wir wissen, dass Sie Dreck am Stengel haben, und zwar ganz gewaltig. BOHNEFELD: Am Stecken. MÖRHART: Was? BOHNEFELD: Dreck am Stecken, nicht am Stengel. MÖRHART: Ist doch egal! Also (wieder zu Ulf): Wir können dafür sorgen, dass du glimpflich aus der Sache rauskommst, sagen wir mit zehn oder zwölf Jahren Knast. ULF: Oh
Gott! MÖRHART: Das hört sich vielleicht viel an, aber das sitzt doch so ein Schlingel wie du mit einer Arschbacke ab. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass du kooperierst, das heißt, dass du uns die Namen der Drahtzieher nennst. Telefonklingeln MÖRHART: Ja? KORTZBORKEN (übers Mikro): Kommissar Mörhart? MÖRHART: Am Apparat. KORTZBORKEN: Hier ist Kortzborken aus dem Labor. MÖRHART: Hallo Kortzborken! KORTZBORKEN: Hallo Kommissar Mörhart! MÖRHART: Guten Tag! KORTZBORKEN: Guten Tag! MÖRHART: Hallo! KORTZBORKEN: Was gibt’s? MÖRHART: Hä? KORTZBORKEN: Na, weshalb haben Sie mich angerufen? MÖRHART: Ich? Sie? KORTZBORKEN: Ja. Oder war das Ich Sie? MÖRHART: Ja. Sie! Mich! KORTZBORKEN: Stimmt! Sie! Mich! BOHNEFELD: Er! Sie! ULF: Es! MÖRHART: Was? ULF: Na, Er-Sie-Es! MÖRHART, BOHNEFELD, KORTZBORKEN: Ha, ha, ha! BOHNEFELD: Der war gut! KORTZBORKEN: Mörhart! Der Chef ist auf hundertachtzig. MÖRHART: Der Chef? Wieso? KORTZBORKEN: Na, dieser senile Glöckner hat vor einer halben Stunde seinen Anwalt erwürgt, während Sie sich in Kirchen herumtreiben. MÖRHART: Verdammt! Der Chef kapiert doch gar nicht, worum es geht. KORTZBORKEN: Das stimmt. Wissen Sie, was ich vorhin noch im Labor rausgekriegt habe? MÖRHART: Was denn? KORTZBORKEN: Dass die Fingerabdrücke in der Kirche zu 90% von Pater Bernhard stammen! MÖRHART: Als hätte ich’s geahnt. Den knöpfen wir uns morgen vor. Danke Kortzborken! KORTZBORKEN:
Ich wollte noch sagen, dass das Blut vo... (bricht
mitten im Satz ab, während Mörhart auflegt. Möglichst synchron) BOHNEFELD: Ich hol dann schon mal den Wagen. MÖRHART: Der steht doch vor der Tür. BOHNEFELD: Ach so! Kommissar Mörhart? MÖRHART: Ja? BOHNEFELD: Sie sind ein Genie! MÖRHART: Auf Wiedersehen, Herr Ulf. Und wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie mich an – hier ist meine Karte. Gehen ab. Ulf fällt wieder auf die Knie und betet. BOHNEFELD
(kommt zurück): Eine
Sache noch? ULF: Ja, Herr Bohnefeld? BOHNEFELD (schreit rhythmisch): Du-sollst-nicht-Glöck-ner-Jo-hann-sa-gen! Sound: Glocken SPRECHER: Ist Mörhart nun Genie oder Depp? Schaufelt er sich sein eigenes Grab? Ist Ulfs Stengel wirklich dreckig? Ermittelt Mörhart weiterhin auf eigene Faust ohne seinen Assistenten Bohnefeld? Wenn Sie sehen wollen, wie alle diese Fragen auf spannende Art mit „Nein“ beantwortet werden, dann schalten Sie auch nächste Woche wieder ein zu einer neuen Folge von „Kommissar Mörharts letzter Fall“. Alle: Verbeugung
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