N Die Schatzinsel – Teil IV N von Dan Richter John
Silver: Bohni (aufgeführt am 22.1.04) Erzähler:
Wir schreiben das Jahr 1762. Der 15jährige Jim Hawkins gelangt unter
abenteuerlichen Umständen an die Karte einer Insel, auf der der Schatz
des verstorbenen Seeräubers Admiral Flint liegen soll. Der
Friedensrichter Trelawney und Dr. Livesey rüsten ein Schiff aus, auf
dem sie gemeinsam mit Jim die Schatzinsel erreichen wollen. Bei der
Auswahl der zugegebenermaßen skurrilen Mannschaft hilft ihnen der
einbeinige Schiffskoch John Silver. Kapitän Smolett wittert Arges, aber
da geht die Reise auch schon los. Jim
(übers Mikro erzählend): Ich
hatte mir eine Reise per Schiff immer sehr lustig vorgestellt: Man
schwatzt an Deck, angelt und lässt sich vom Wind davon tragen. Das traf
vielleicht für die sauberen Herren Livesey und Trelawney auch zu. Ich
hingegen musste den lieben, langen Tag in der Kombüse Kartoffeln schälen. Szene 5 Jim
und Silver in der Kombüse. Jim sitzt vorn auf dem Hocker und schält
Kartoffeln. Silver geht hinter ihm auf und ab. Silver:
Jim, du bist der tüchtigste Schiffsjunge, den ich in meinem ganzen
Leben gesehen habe. Jim:
Ja, aber… Silver:
Sag nichts. Ich weiß schon, du meinst, dass ich dir jetzt Komplimente
machen will, weil ich mehr von dir will. Jim:
Nein, ich wollte nur… Silver:
Sag nichts. Ich weiß schon, du meinst, dass Trelawney und Dr. Livesey
unserem kleinen Getändel ein Ende machen könnten, wenn sie davon
erfahren. Jim:
Entschuldigt, Sir, ich glaube ich verstehe nicht. Wollen Sie mich verführen? Silver:
Hahaha! Ich hab doch nur einen Scherz gemacht. Jim:
Hahaha! ... Ha. Silver:
Willst du vielleicht, dass ich dich verführe? Ist es das,
was du mir die ganze Zeit versuchen willst zu sagen? Jim:
Oh Gott! Nein, Mr. Silver, nein! Ich will nur die Kartoffeln schälen
und ordentlich meine Arbeit machen. Silver:
Klingt nach protestantischer Arbeitsethik. Jim:
Wonach bitte? Ach, Mr. Silver, ich bitte Sie, ich bin doch nur ein 15jähriger
Junge... Silver:
...mit einem Knackarsch. Jim:
Warum erzählen Sie mir nicht etwas einfacheres? Zum Beispiel über...,
äääh, zum Beispiel über ihren Papageien. Silver
(die Schulter mit dem Papagei
dem Publikum zu gewandt): Der Papagei, hehe. (streichelt
den Papagei) Papagei:
Piaster! Piaster! Silver:
(zum Papagei) Is ja gut,
mein Kleiner! (zu Jim) Na schön.
Also pass gut auf: Dieser Papagei ist bereits 120 Jahre alt. Jim:
Ach deshalb sieht der so Scheiße aus. Silver:
(packt Jim am Hemd): Hör
gut zu Bürschchen! Halte deine Zunge im Zaum, wenn du’s dir nicht mit
John Silver verscherzen willst. Jim:
Entschuldigt, Sir! Silver:
(lässt ihn wieder los) Hehe,
war nur ’n kleiner Joke. Also: Dieser Papagei Papagei:
Piaster! Piaster! Silver:
(zum Papagei) Is ja gut, meine
Kleiner. (zu Jim) Also, den
hab ich Admiral Flint benannt, nach dem berühmten Seeräuber. Dem hat
dieser Papagei nämlich mal gehört. Du kennst doch Flint, oder? Das war
einer der größten Piraten, des 21. Jahrhunderts. Jim:
Welches Jahrhunderts? Silver:
Ääääh, des 18. Jahrhunderts, meine ich natürlich. Unterbrich
mich nicht andauernd. Und der Papagei hat alles mit angesehen: Plünderungen
in Port au Prince, die Kaperung der Santa Clara, den Untergang von
Peking... Jim:
Von Peking? Silver:
Ja, von Peking. Na, nicht das Peking, das du meinst. Peking, das
ist in der Sprache der Matrosen mehr so eine Redewendung für
Hafenhuren. Jim:
Hafenhuren? Silver:
Ja, mein schöner Jim. Jim:
Und was heißt dann in dem Zusammenhang „Untergang von Peking“? Silver:
Wieso „Untergang von Peking“? Jim:
Na Sie haben doch gerade vom „Untergang von Peking“ gesprochen! Silver:
Ich? Jim:
Ja, Sie! Silver:
Das muss der Papagei gewesen sein! Papagei:
Piaster! Piaster! Livesey:
(von außerhalb der Bühne):
Jim! Jim! Schöner Jim! Komm mal an Deck! Silver:
Onkel Doktor ruft dich! Jim:
Na dann werd ich mal. (zeigt auf
den Kartoffeleimer zu seinen Füßen) Hier die Kartoffeln, die ich
geschält habe. Silver:
Schön, schöner Jim. Da werd ich dich wohl demnächst angemessen
belohnen müssen. Livesey:
Jim! Jim! Wo bleibst du denn? Jim
rennt die Treppe hoch aufs Deck. Silver ab. Szene 6 An
Deck. Seitlich befindet sich die Apfeltonne (umgekehrter Tisch?). Trelawney
(legt die Hand auf Jims
Schulter): Na, schöner Jim, hast du dich gut eingelebt hier an
Bord? Jim:
Ja, Mr. Trelawney. Livesey:
(legt ihm die Hand auf die andere
Schulter): Es fehlt dir auch an nichts? Jim:
Nein, Doktor Livesey. Livesey:
Wo ist eigentlich der Kapitän? Trelawney:
Der betet schon wieder. Livesey:
Ich dachte, der ist wieder betrunken. Trelawney:
Das stimmt auch – der betet immer, wenn er betrunken ist. Livesey:
Na ja. Der betet auch, wenn er nüchtern ist. Trelawney:
Hahaha! Jim:
Was ist denn daran lustig, Mr. Trelawney? Trelawney:
Nichts, schöner Jim. Übrigens, Doktor, eine ganz ausgezeichnete Idee,
diese Apfeltonne aufzustellen. Livesey:
Ja, dann sind die Matrosen nicht so anfällig für Skorbut. Jim:
Skorbut? Livesey:
Ja, schöner Jim. Skorbut ist eine Vitaminmangelerscheinung. Wer diese
Krankheit kriegt, dem fallen die Zähne und Haare aus, die Knochen
werden brüchig, die Vorhaut wird faltig, die Leber... Jim:
Die Vorhaut wird faltig? Livesey:
Ja. Jim:
Also, so wie bei John Silver? Trelawney:
John Silver? Woher weißt du, dass er eine faltige Vorhaut hat? Jim:
Er hat sie mir beim Kochen gezeigt. Livesey
und Trelawney: Beim Kochen? Jim:
Ja, beim Zubereiten von Creme Fraiche. Livesey:
Oh Gott! Da will ich jetzt gar nicht dran denken. Hör zu, schöner Jim.
Es ist schon spät. Hol dir jetzt noch einen Apfel aus der Tonne, und
dann ab in die Koje, damit du morgen schön ausgeschlafen bist. Morgen
erreichen wir nämlich die Insel. Jim:
Ja, Sir. (Geht langsam zur Tonne.) Trelawney:
Wir gehen auch schlafen, was Doktorchen? Livesey:
Logisch. Trelawney:
Zu mir oder zu dir? Livesey:
Zu dir. Meine Koje ist noch ganz beschmaddert von letzter Nacht. Trelawney:
Alles klar! Livesey
und Trelawney ab. Jim:
Ach, die Tonne ist so hoch! Ich komm nicht an die Äpfel ran. Werd wohl
reinklettern müssen. Klettert
in die Tonne und hockt sich hinein und tastet nach Äpfeln. Tom
(Pfeift leise ein Signal. Dann
ruft er leise). Silver! Silver! Silver
kommt ebenfalls angehuscht und setzt sich neben die Tonne. Silver:
Nicht so laut, du Depp! Willst du, dass uns der Käpt’n hört? Tom:
Entschuldige, John. Aber warum schlagen wir nicht einfach los? Ich hab
keine Lust mehr, mich von Trelawney und diesem besoffenen Käpt’n
immer rumkommandieren zu lassen. Silver:
Tom Morgan, du bist ein Depp gewesen und scheinst immer noch einer zu
sein. Tom:
Wieso? Silver:
Es hat mich ein ganzes Stück Arbeit gekostet, dem Käpt’n und
Trelawney die ganze alte Mannschaft von Admiral Flint aufzuschwatzen.
Aber weißt du, wo sie die Karte haben? Weiß ich’s? Gar nichts
wissen wir! Tom:
Aber wann schlagen wir los? Ich will Blut sehen! Jim:(ängstlich)
Ach du Scheiße! Silver:
Blut! Blut! Ich weiß schon. Blut sehen und dann Rum saufen. Immer diese
verdammte Eile. Wenn’s nach mir ginge, würde ich den Käpt’n noch
die halbe Fahrt nach Hause machen lassen, bevor ich ihn abschlachte.
Aber ich weiß ja, dass ihr keine Ruhe geben könnt, wenn ihr den Schatz
erst mal vor euch seht. Also werden wir schon auf der Insel mit ihnen
kurzen Prozess machen. Tom:
Du bist ein kluger Kopf, John Silver. Silver:
Den Käpt’n, den Doktor und den Trelawney überlass ich euch. Aber den
Jungen, diesen schönen Jim, den übernehme ich. Den erwürg ich eigenhändig. Jim:
Na, schönen Dank auch. Tom:
Was war das? Silver:
Halt’s Maul! Lass uns jetzt noch ein bisschen schlafen. Hol uns mal
noch einen Apfel aus der Tonne! Tom:
Gute Idee. Jim:
Na super! Tom
wühlt in der Tonne, ohne was zu finden, Tom
Die Tonne muss fast leer
sein. Ich kann keine Äpfel mehr finden. Silver:
Dann kletter doch rein.
Jim:
Na, jetzt wird’s ja immer
schöner! Ausguck:
Land! Land in Sicht! Silver:
Hast du das gehört, Tom? Wir sind da! Tom
Jetzt schnell weg! Silver:
Hilf mir auf. Ich hab doch Probleme mit meinem Holzbein. Tom
Ja. (hilft ihm auf) Auch so
eine Schweinerei hier an Bord. wie die Behinderten immer diskriminiert
werden. Tom und Silver ab Jim:
Na, das kann ja heiter werden. * Erzähler:
Glauben Sie wirklich, dass Jim und seine Freunde abgemurkst werden?
Warum wird Jim plötzlich von allen „schöner Jim“ genannt. Gibt es
überhaupt einen Schatz auf der Insel? Wenn ja – wie soll der Schatz
als Requisite authentisch dargestellt werden. Wird Silvers Papagei alles
ausplaudern? Wenn Sie ein minimales Interesse an der Beantwortung einer
dieser Fragen haben, dann schalten Sie auch nächste Woche wieder ein,
bei einer neuen Folge der
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