N Die Schatzinsel – Teil X N von Dan Richter Erzähler, John
Silver: Bohni (aufgeführt am 4.3.04) Projektion: Piratenfahne Erzähler: Wir schreiben das Jahr 1762. Der 15jährige Jim Hawkins gelangt unter
abenteuerlichen Umständen in den Besitz der Karte einer Insel, auf der
der Schatz des verstorbenen Piratenkapitäns Flint vergraben sein soll.
Jim, Friedensrichter Trelawney und Dr. Livesey heuern ein Schiff in
Bristol. Die mit Hilfe des einbeinigen Kochs John Silver ausgesuchte
Mannschaft stellt sich bei Ankunft auf der Insel als die des Seeräubers
Flint heraus. Eine lobenswerte Ausnahme ist der ständig betende Kapitän
Smolett, der unseren Freunden hilft, sich in einem Blockhaus auf der
Insel zu verschanzen und dieses mit Waffengewalt gegen die Piraten zu
verteidigen. Auf der Insel lebt auch der ausgesetzte ehemalige Pirat Ben
Gunn, der unbedingt den Doktor sprechen will. Jim verschwindet nachts
aus dem Blockhaus und entert das Schiff, das er in einer Bucht
versteckt. Als er zum Blockhaus zurückkommt, findet er dort aber nicht
mehr seine Freunde, sondern die Piraten, die Jim leider umbringen
wollen. Ihr Anführer Silver rettet Jim vor der wütenden Meute und
erhofft so, dass sich dieser auch für ihn stark macht, falls er
dereinst in England gehängt werden sollte. Aus irgendeinem Grund hat
Dr. Livesey den Piraten auch noch die Schatzkarte überlassen. Jim
versteht nur noch Bahnhof. Aber jedem, der gut aufgepasst hat, dürfte
inzwischen klar geworden sein, dass wir hier keinen
Neckermann-Pauschal-Urlaub veranstalten, denn dies ist nicht Mallorca,
nein, dies ist Jim
(übers Mikro erzählend):
Wenn ich ehrlich sein soll – ich hatte schon lange keinen Bock mehr
auf diesen Schatz, auf die Schatzinsel nicht, und auf diese Handlung
schon gar nicht. Gut. Wenn ich der Held gewesen wäre, dann schon. Aber
irgendwie stand ich nach meinen Abenteuern jedes Mal blöder da als
zuvor. Erzähler:
Na von mir aus können wir es diesmal umgekehrt machen. Jim:
Wie jetzt! „Umgekehrt!“ Erzähler:
Na, dass du zu Anfang blöde da stehst. Jim:
OK. Abgemacht. Also: Ich stand ziemlich blöde da. Denn die Banditen,
hatten mich gefesselt. Damit ich während der Schatzsuche nicht
verdufte. Szene 16 Tom:
Silver? Silver:
Was ist, Tom! Tom:
Guck doch noch mal auf der Karte. Vom Blockhaus Nord-Nordost? Dick:
Silver! Ich wollte noch... Silver:
Klappe! Dick:
Entschuldigung! Tom:
Das Lied! Silver,
Dick, Tom (singen): Jim:
Oh Gott! Das
Piratenlied! Silver (leise zu Jim): Was ist, schöner Jim? Hast du Angst? Jim: Nein. Silver: Also, Jim. Pass auf! Bleib immer schön bei mir. Könnte sein, dass es nachher brenzlig wird. Jim: Ihr macht mir ja Spaß, Silver! Wie könnte ich denn nicht bei Euch bleiben, gefesselt, wie ich bin. Silver: Wieso „nicht bei Euch bleiben“! Du sollst doch bei mir bleiben. Jim: Silver, Ihr seid lustig. Silver: Ich weiß. Alle
marschieren eine ganze Weile durchs Publikum. Tom: Ich seh nicht mehr durch, Silver! Was sagt die Karte? Dick: Ich auch nicht. Tom:
Klappe! Dick: Entschuldigung! Silver (liest von der Karte ab) Also, hier steht: „Hoher Baum Nord-Nordost.“ Projektion Baum Tom
(zeigt auf den Baum und ruft begeistert):
Der Baum, der Baum, der Baum, der Baum! Silver: Richtig, Tom. Tom:
Der Baum, der Baum, der Baum,
der Baum! Silver:
Ja, nun krieg dich mal wieder ein. Dick
(ruhig): Der Baum. Silver,
Tom, Jim: Klappe! Silver:
Na, dann mal los, Mädels!
Du auch, schöner Jim! Alle Piraten
wieder auf die Bühne. Tom (schreit): Aaaaaaaaaaaah! Ein Skelett! Silver: Ein Skelett? Tom: Ja, ein Skelett! Dick: Ist es nackt? Silver:
Klappe! Tom:
Mensch, ein Skelett ist immer nackt! Dick:
Ich finde ja, dass man bei Skeletten nicht von Nacktheit als solcher
sprechen kann. Silver:
Was willst du damit andeuten? Dick:
Nacktheit heißt doch vor allem, dass es etwas gibt, wovor wir uns schämen,
also insbesondere sekundäre Geschlechtsteile. Tom:
Irgendwie liegt das auch komisch da. Jim:
Ich finde es gruselig. Silver:
Ich auch. Tom:
Und ich erst. Dick:
Ich finde es auch gruselig. Silver,
Tom: Klappe! Ben
Gunn (singt mit gespenstischer Stimme durchs Mikro):
Tom:
Scheiße! Das ist der Geist des toten Admiral Flint! Ben
Gunn (mit gespenstischer Stimme übers Mikro):
John Silver? Hahaha! He, Bring mir Rum, John Silver! Dick:
Genau! „Bring mir Rum!“, das waren Flints letzte Worte. Silver:
Ach was, ihr Memmen! Ich lass mich doch nicht veräppeln. Nur wenige
Meter von hier liegen 750.000 Pfund Gold. Da lass ich mich doch nicht
von einem Gespenst ins Bockshorn jagen. Und außerdem – das klang gar
nicht wie Flint. Dick:
Genau! Silver,
Tom: Klappe! Tom:
Das war Ben Gunn. Silver,
Tom, Dick: Hahahaha!
Vor Ben Gunn haben wir keine Angst. Silver:
Jetzt weiß ich auch, was dieses Skelett zu bedeuten hat – das ist ein
Wegweiser! Überlegt doch mal: Flint ist damals mit sechs Mann auf die
Insel gegangen, um den Schatz zu vergraben, und allein ist er zurückgekommen.
Die andern hat er alle abgemurkst. Dick:
Ein Wegweiser! Genau! Silver:
Klappe! Tom:
Ich finde aber auch,
dass wir langsam mit der Handlung vorwärts kommen sollten. Papagei:
Piaster! Piaster! Dick:
Der nun wieder! Silver:
Auf geht’s! Da lang. Skelettprojektion
weg. Die vier marschieren auf der Bühne im Kreis, bleiben dann am
vorderen Bühnenrand stehen und schauen in die leere Grube. Silver:
Das war’s. Tom:
Was soll’n das! Die
Grube ist ja leer! Dick:
Du hast uns angeschmiert, Silver! Jetzt sollst du büßen. Und den
Jungen knöpf ich mir persönlich vor. Jim:
Ich muss doch sehr bitten. Trelawney
(off stage):
Hände hoch! Das ist euer Ende. Silver:
Jim! Geh in Deckung! Alle
gehen in Deckung. Tom,
Dick, Silver: Wir
ergeben uns! Trelawney und Livesey auf die Bühne mit vorgehaltenen Pistolen Trelawney:
Hände hoch! Jim:
Mr. Trelawney! Livesey:
Genau, Sportsfreunde Hände hoch. Tom
und Dick nehmen Hände hoch. Jim:
Doktor Livesey!
Hallo! Ich lebe noch! Livesey:
Hallo Jim! Komm her, du kleiner Racker! Jim geht zu Livesey und Trelawney Trelawney:
Na, willst du deinen beiden Rettern kein Küsschen geben? Jim:
Ja schon, aber doch nicht hier vor allen. Dick:
Ich kann nicht mehr! Trelawney,
Livesey: Klappe! Jim:
Wo ist denn der Kapitän? Livesey:
Na drei mal darfste raten! Jim: Beten? Livesey: Jawollo! 100 Punkte für den Kandidaten! Jim: Und der Schatz? Trelawney: Na, guck mal hier! (zeigt auf die
grüne Chaussee-Kasse) Jim(öffnet die Kasse und staunt):
Ohhh! Papagei: Piaster! Piaster! Silver: Ist ja gut mein Kleiner! Jim:
Jetzt verstehe ich: Ben Gunn hat das alles weggeschleppt. Und deshalb
war die Grube leer. Tom:
Ich kann nicht mehr! Dick: Ich auch nicht! Trelawney: Ja, jetzt kommen wir zu euch, ihr Hübschen! Mir wurde gesagt, dass ich
Silver nichts tun soll, da er Jim gerettet hat. Das fällt mir schwer,
doch ich stehe zu meinem Wort. Aber ihr beiden Übeltäter sollt mit dem
Schlimmsten bestraft werden, was einem echten Manne widerfahren kann. Tom:
Nein! Bitte nicht! Dick:
Nein! Nicht auf der Insel aussetzen! Trelawney:
Hahaha! Nein! Noch viel schlimmer: Ihr müsst für uns Theater spielen! Dick:
Theater? Trelawney:
Ja! Hahaha! Ein Stück von Dan Richter! Tom:
Aaahh! Nein! Habt Erbarmen! Dick:
Bitte! Bitte! Nur das nicht! Trelawney:
Entweder ihr spielt oder ihr werdet ausgesetzt auf der Insel! Tom
und Dick (rennen
schreiend von der Bühne):
Neeeein! Tom:
Dann lieber auf der Insel verrecken! Silver:
Wo ist eigentlich Ben Gunn? Livesey:
Na, der betet mit dem Kapitän. Trelawney:
Na, dann, Männer verstauen wir den Schatz aufs Schiff! Silver,
Jim, Livesey: Aye,
aye, Sir. Alle ab. Projektion
Schiff Jim
(am Mikro): Schon am
nächsten Morgen hatten wir den gesamten Schatz auf dem Schiff verstaut,
und wir segelten los. Silver, der uns noch vor wenigen Tagen auf der
Insel umbringen wollte, half uns nun nach ganzen Kräften. Mir ging es
noch nicht in den Kopf. Vor ein paar Wochen war ich der arme Sohn einer
Kneipen-Hure, und nun war ich reich. Aber wie viele Männer hatten dafür
sterben müssen! Nackt! Vor Haiti machten wir Halt und versorgten uns
mit Proviant und Trinkwasser. Als wir ablegten war es Nacht, und schon
bald waren die Lichter der Stadt nur noch als schwacher Schein zu sehen.
Ich konnte nicht schlafen und ging an Deck. Da hörte ich ein Geräusch!
Es war Silver, der sich in einem der Boote davonmachen wollte. Silver
im Ruderboot. Jim auf dem Schiff. Jim: Silver! Silver:
Jim!
Willst du mich jetzt verpfeifen? Jim:
Einen Mörder wie euch sollt’ man ergreifen! Silver:
Zu
dir ich immer sehr zärtlich war! Jim:
Wir
zwei war’n schon ein schönes Paar! Silver:
So komm mit mir und lass uns flieh’n Jim:
Ich fürcht, Ihr müsst alleine zieh’n. Silver:
Nun ja, Zwangshomosexualität! Jim:
So lebt denn wohl und denkt an mich! Silver:
Wie könnt ich je vergessen dich! Jim:
Silver, Ihr seid ein alter Facker! Silver:
Tschüss! Jim
Tschüss! Jim ab. Silver rudert in seinem Boot. Jim
(am Mikro):So fuhr er
fort, der gerissenste und attraktivste Seeräuber aller Zeiten. Als ich
zu Hause ankam, hab ich dann BWL studiert und ein langweiliges Leben geführt.
Ich fuhr nie wieder zur See. Papagei:
Piaster! Piaster! Silver
(nimmt den Papagei in beide Hände und spricht mit ihm von Angesicht zu
Angesicht): Ist ja gut, mein Kleiner! Papagei:
Hör mal, findest du nicht auch, dass meine Rolle in diesem Stück ein
bisschen unterbeleuchtet war. Silver:
Was soll ich denn sagen! Oder Trelawney, zum Beispiel! Oder der
Kapitän! Papagei:
Na ja, ihr habt euch immer amüsiert, und ich durfte nur zugucken. Silver:
Ja, was kann ich denn dafür! Papagei:
Nichts! Aber du könntest mir noch einen Wunsch erfüllen. Silver:
Was denn? Papagei:
Zieh dich aus! Black! Seemannslied. Gemeinsame
Verbeugung! |