Pulp Fiction II

Eine Adaption für die Chaussee der Enthusiasten
von Dan Richter

(aufgeführt am 27.5.04)

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 Besetzung:
Jules: Robert
Vincent Vega: Bohni


Vincent Vega, ein Gangster, und Jules Winnfield, sein Partner, sitzen in Jules’ Auto. Jules fährt, im Autoradio spielt Musik.

 

 

JULES: Nun denn, berichtet noch mal von den Haschbars.

VINCENT: Was wollt Ihr wissen?

JULES:                      Der Stoff ist dort legal?

VINCENT: Ja, Schon legal. Doch hat’s auch seine Tücken.
Wenn Ihr zum Beispiel in ein Wirtshaus geht,
könnt Ihr nicht einfach einen Joint Euch rollen
und diesen rauchen dann in publico.
in Lizenzcafés ist es erlaubt.

JULES: Und diese werden Haschbars dann genannt?

VINCENT: Oh ja. Es funktioniert in etwa so:
Es ist legal, das Haschisch einzukaufen.
Legal ist’s auch, das Haschisch zu besitzen.
Habt ihr ’ne Haschbar, dürft Ihr’s auch vertickern.
Es ist legal, den Stoff bei sich zu tragen.
Durchsuchen darf kein Büttel Euch in Amsterdam.

JULES: Da muss ich hin! Was mach ich denn noch hier?

VINCENT: Wisst Ihr, Europa ist doch abgefahren.

JULES: Was ist’s, das diesen Flecken so beehrt?

VINCENT: Es sind die kleinen Unterschiede dort.
Der gleiche Scheiß wie hier, nur etwas anders.

JULES: Zum Beispiel?

VINCENT:             Bier bekommt man dort im Kino.
Ich schwör’s, denn ich sah’s selbst in Amsterdam.
Und in Paris verkauft McDonald’s Bier.
Ein Viertelpfünder mit Käse heißt dort anders.

JULES: Nicht so?

VINCENT:             Bedenkt! Das metrische System!
Die würden den Begriff nicht mal begreifen.

JULES: So sprecht! Wie nennen sie den Burger dann?

VINCENT: Royal mit Käse.

JULES:                      Wie heißt Big Mac?

VINCENT: Big Mac ist Big Mac, aber „Le Big Mac“.

JULES: Wie nennen sie den Whopper?

VINCENT:                                           Weiß ich nicht,
Geh ich doch nicht zu Burger King, doch ratet:
Was tut in Holland man sich auf die Pommes?

JULES: Ketchup nicht?

VINCENT:             Mayonnaise.

JULES:                                        Verdammt!

VINCENT:       Musst ich’s doch selbst mit eignen Augen seh’n!
Mann, die ersäufen die Pommes in der Tunke.

 

Die beiden steigen aus dem Auto aus, gehen nach hinten und nehmen sich Pistolen aus dem Kofferraum.

 

VINCENT:             Wie viele sind da oben?

JULES:                                        Drei oder vier.

VINCENT: Unser Mann mitgezählt?

JULES:                                        Ich weiß nicht.

VINCENT: Das heißt, die sind da oben vielleicht fünfe.

JULES: Kann sein.

VINCENT:             Gewehre wären angesagt.

VINCENT: Wie heißt sie?

JULES:                      Mia.

VINCENT:                         Wie traf Marsellus sie?

 

Die beiden treten in ein Apartmenthaus ein und gehen durch mehrere Türen bis zum Fahrstuhl.

 

JULES: Ganz so, wie es der reichen Leute Art.
Sie hatte mal ’ne Rolle im TV.

VINCENT: Muss ich die kennen oder eher nicht?

JULES: Ich glaub, ihr größtes Ding war ein Pilot.

VINCENT: Pilot?

JULES:                Ihr kennt doch diese Fernsehserien.

VINCENT: Ich seh nie fern.

JULES:                                  Doch habt Ihr wohl gehört.
von ’ner Erfindung, die da Fernseh’n heißt,
und dass man Serien zeigt in der Erfindung.

VINCENT: Nickt.

JULES: Doch davon dreht man eine Folge nur.
Und diese wird sodann Pilot genannt
Ist sie erfolgreich, so wird noch weitergedreht.
Doch Mia hatte ’ne Rolle in ’nem Flop

 

Drückt den Fahrstuhlknopf. Beide warten.

 

JULES: Wisst Ihr noch, wer Antwan Rockamora war?
Zu zwei Teilen schwarz und samoanisch.
Auch bekannt als Tony Rocky Horror.

VINCENT: Ich glaube schon. Er war sehr fett, nicht wahr?

JULES: So weit, ihn fett zu nennen, geh ich nicht.
Der Nigger hat halt ein Gewichtsproblem.

VINCENT: Ich versteh. Doch sagt, was ist mit ihm?

JULES: Marsellus hat ihn ziemlich durchgedreht.
Man sagt, es ginge um Marsellus’ Weib.

 

Sie steigen in den Fahrstuhl.

 

VINCENT: Na schön. Tat er sie ficken?

JULES:                                        Das nun nicht.

VINCENT: So sprecht.

JULES:                      Er hat die Füße ihr massiert.

VINCENT: Mehr nicht? Wie war Marsellus’ Reaktion?

JULES: Er schickte Schläger zu ihm ins Appartment.
Die haben ihn auf den Balkon geschleift.
Von dort aus warfen sie ihn flugs hinunter
Vier Etagen abwärts fiel der Nigger.
Mitten ins Gewächshaus rauschte er.
Ein Sprachproblem hat er davongetragen

VINCENT: So ein Jammer! Der hat wirklich Pech.
Doch gebt es zu: Er spielte mit dem Feuer,
und tat sich folgerichtig dran verbrennen.

 

Die beiden steigen aus dem Fahrstuhl aus und gehen langsam zu einer Apartmentwohnung. Zwischen durch bleiben sie immer wieder mal stehen.

 

JULES: Was meint Ihr?

VINCENT:       Muss ich’s euch wohl erst erklären?
Marsellus Wallace’ Braut massiert man nicht.

JULES: So glaubt Ihr nicht, die Reaktion sei hart?

VINCENT: Auch wenn Antwan die Härte nicht erwartet,
so musst’ erwarten er Marsellus’ Gegenschlag.

JULES: Doch war es nur ’ne bloße Fußmassage.
Selbst meiner Mutter geb ich eine solche.

VINCENT: Versteht doch. Wallace’ Frau hat er berührt.
Zwar hat er nicht die Muschi ihr geleckt,
allein, es ist ein und dasselbe Spiel.

JULES: Ihr müsst umnachtet sein, dies gleichzustellen.
Pussi-Lecken versus Fußmassage!

VINCENT: Nicht gleich, sagt ich. Dasselbe Spiel ist’s nur.

JULES: Dasselbe Spiel? Niemals! Ich sage Euch,
mag Euer Massagestil auch anders sein,
doch einer Frau die Füße zu berühren,
ist anders als ihr Heiligstes zu schlecken.
Dasselbe Spiel nicht. Und auch nicht die Liga.
Es ist noch nicht einmal derselbe Sport.
Versteht Ihr? Fußmassagen sind ein Dreck.

VINCENT: Habt Ihr jemals einen Fuß massiert?

JULES: Man nennt mich Oberfußmassagemeister!

VINCENT: Wie viele Füße warn’s, die Ihr betastet?

JULES: Genug! Ich schaff es, ohne sie zu kitzeln.

VINCENT: Verpasst Ihr auch ‘nem Mann ‘ne Fußmassage?

JULES: Leckt mich!

VINCENT:             Wie oft habt Ihr’s ’nem Mann gemacht?

JULES: Verflucht!

VINCENT:             Ach, ich brauch ’ne Fußmassage.

JULES: Lasst mich in Ruh. Hier ist besagte Tür. (zeigt auf die Tür)

VINCENT: Ja, ganz recht.

JULES:                      Was sagt die Armbanduhr?

VINCENT: Sieben Uhr, zweiundzwanzig Minuten.

JULES: Zu früh. Lasst uns ein wenig schlendern noch.

 

Sie gehen weiter.

 

JULES: Bloß weil ’nem Mann die Füß’ ich nicht massier,
hat Marsellus nicht das Recht gehabt,
Antwan zu stürzen vom Balkon hinunter.
und so dem Nigger Sprechprobleme zu machen.
Tät er’s mir, würd ich den Wichser killen,
falls ich nicht in einem Rollstuhl säße.

VINCENT: Nie sagte ich, Marsellus sei im Recht.
Doch bestrittet Ihr der Fußmassagen Wert.
Ich gab Millionen Weibern Fußmassagen.
Und jede hat dem Weibe was bedeutet.
Wir tun zwar so, als wär das nicht der Fall.
Und doch ist’s geil. Man köchelt die Erotik.
Spricht man nicht drüber, wissen’s beide doch.
Antwan und sie und auch Marsellus wussten’s.
Sinn für Humor – wer will den hier erwarten,
Wo es sich handelt um Marsellus’ Weib.

JULES: Lehrreiche Rede! Doch kommt, wir legen los.

 

Sie gehen zurück zum Apartment von vorhin.

 

VINCENT: Wie war doch gleich ihr Name?

JULES:                                                    Mia.

VINCENT:                                                 Mia.

JULES: Die Frau vom Boss geht Euch nicht aus dem Kopf?

VINCENT: Für kurze Zeit will er die Stadt verlassen.
Ich soll mich um sie kümmern, wenn sie weg ist.

JULES: hält sich den Finger wie eine Pistole an die Schläfe)
Welcher Art soll dieses kümmern sein?

VINCENT: Allein die Zeit vertreiben soll ich ihr.

JULES: Ihr habt ein Rendezvous mit Mia Wallace?

VINCENT: Nein, Mann, nur ins Kino das ist alles.

 

Sie öffnen die Tür und treten ein. Drinnen drei junge Männer. Jules zückt die Pistole.

 

JULES: He Kids, wie geht’s euch denn so.

  

Musik! Schauspieler verbeugen sich.

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Nachträglicher Kommentar zu dieser Folge: Hier versuchte ich noch (ähnlich wie Schiller in "Wallenstein", jeder Szene eine andere, der sozialen Gruppe angemessene Versform zu geben. Fünffüßige Jamben schienen mir für dieses unendliche Gelaber von Jules und Vincent adäquat, und auch, dass die beiden sich in der zweiten Person Plural anredeten. Robert und Bohni mussten sich noch in die Rolle finden, haben aber sehr schön gesprochen. In den späteren Folgen spielten sie stärker.

Originalausschnitt mp3 ("Royal mit Käse")
Originalausschnitt mp3 ("dass es eine Erfindung namens Fernsehen gegeben hat")