Pulp Fiction XVII
(letzte Folge)

Eine Adaption für die Chaussee der Enthusiasten
von Dan Richter

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Besetzung:

Jules
Winnfield: Robert

Vincent
Vega: Bohni
Pumpkin: Dan
Erzähler:
Stephan
Honey Bunny: Zuschauerin
Kellnerin: Zuschauerin

(aufgeführt am 16.9.04)
   

 

Jules sitzt Pumpkin im Restaurant gegenüber. Pumpkin steht. Jules hält ihn am Arm und bedroht ihn mit einer Pistole. Honey Bunny steht auf einem anderen Tisch und hat ihre Waffe auf Jules gerichtet.

 

ERZÄHLER: Nach einem Tag mit vielen Toten
Sind Jules und Vince, die Todesboten,
in einem Diner-Restaurant.
Sie labern wieder allerhand,
bis Vincent noch mal kacken geht,
und ein Räuberpärchen dreht
im Diner einen Überfall.
Man fragt sich, hab’n die zwei ’nen Knall?
Doch Pumpkin kommt an Jules’ Tisch,
für Jules ist der ein kleiner Fisch;
flugs zückt er seine Killer-Womme
und hält sie Pumpkin an die Omme.

HONEY BUNNY: Lass ihn, sonst werd dein Hirn ich spalten.

JULES: Sag ihr, sie soll die Schnauze halten.

PUMPKIN: Bleib cool, mein Schatz.

JULES:                                     Sag: „Schnauze, Nutte!“

HONEY BUNNY: Ich schieß dich, Drecksack, aus der Kutte.

PUMPKIN: Honey Bunny, bleib fein still,

JULES: Weil ich von dir nichts hören will.
Sag ihr, es läuft alles glatt.

PUMPKIN: Es läuft glatt!

JULES:                            Welchen Namen hat
denn dein kleiner Kuschelpanda?

PUMPKIN: Mein Honey Bunny heißt Yolanda.

JULES: OK, Yolanda, sind wir cool?

HONEY BUNNY: Tu ihm nicht weh da auf dem Stuhl.

JULES: Niemandem wird wehgetan,
gehen die Sache cool wir an.
Sonst man Kugeln aus ihm pul.
Also, wie sind wir?

HONEY BUNNY (ängstlich)         Wir sind cool.

JULES: Yolanda, hey, das war korrekt.
Ich glaub, du hast es jetzt gecheckt.
So, Pumpkin, jetzt zähl
ich bis drei,
und wenn ich damit bin vorbei,
dann lässt du deine Waffe fallen,
Wirst’s Händchen schön aufs Tischchen krallen.
Und setzt dich langsam auf den Stuhl.
Und wenn du’s tust, dann tu es cool.
Eins, zwei, drei.

 

Pumpkin gehorcht.

 HONEY BUNNY: Jetzt ist’s vorbei!
Nun lass ihn los.

JULES: Was ist denn bloß?
Versprachst mir doch
(weißt du’s noch?)
cool zu sein
und nicht zu schrein.
Sonst werd ich bös
und sehr nervös.
Zittrig werd’n dann meine Flossen,
und andere sehr schnell erschossen.

HONEY BUNNY: Erschießt du ihn, dann bist du tot.

JULES: So ist’s. Wir sind im selben Boot.
Du willst nicht sterben, er hier nicht.
Und ich bin auch nicht drauf erpicht.
Normalerweise wärt ihr nun
tot wie ein frittiertes Huhn.
Doch bin ich grad in so ner Phase,
ja, fast so friedlich wie ein Hase.
Den Koffer kann ich dir nicht geben,
er kostete mich fast das Leben.

 

Vincent kommt vom Klo und richtet seine Waffe auf Yolanda.
Yolanda zielt mit ihrer Waffe unschlüssig abwechselnd auf Vincent und Jules.

 

JULES: Vince, ich hab das schon im Griff.
Wir sind, wie  gesagt, im selben Schiff.
Yolanda, die Waffe zeigt auf mich.
Sag’s ihr!

PUMPKIN:          Schatz, beruhige dich.

JULES: Vince, halt dich raus.

 

Vincent lässt die Waffe sinken, stellt sich hinter Jules’ Tisch. Yolanda zielt wieder auf Jules.

 

HONEY BUNNY: Ich will nach Haus,
denn ich muss ziemlich dringend pissen.

JULES: Schön, dass wir das jetzt alle wissen.
Halt durch, es ist nur ’ne Minute.
(zu Pumpkin:) Sag, du seist stolz, das liebt die Pute.

PUMPKIN: Ich bin so stolz.

HONEY BUNNY:              Ich liebe dich.

PUMPKIN: Ich dich auch.

JULES:                            Hey, such für mich
mein Portemonnaie mal schön hier raus. (deutet auf die Tüte)

PUMPKIN: Wie sah das denn noch einmal aus?

JULES: Da drauf steht „böser schwarzer Mann“
weil ich sehr böse werden kann.
Hast du es?

PUMPKIN:                            Ja. (holt es heraus)

JULES:                                              Dann guck hinein.
Jetzt nimm das Geld und zähl die Schein’.

 

PUMPKIN zählt.

JULES: Und wieviel sind’s?

PUMPKIN:                            Zweitausend Dollar!

JULES: Jetzt krieg nicht gleich den Dollar-Koller.
In den Sack das Geld jetzt stopf.

VINCENT: Ich glaub, dann schieß ich ihn in’ Kopf,
und zwar tät ich es aus Prinzip,
meine Prinzipien sind mir lieb.

 

Yolanda wimmert wieder und zielt auf Vincent.

 

JULES: Yolanda, hey, bleib schön bei mir.           (Yolanda wieder auf Jules)
Und Vince, das eine sag ich dir,
du hältst jetzt einmal deine Gusche,
denn niemand dies hier mir verpfusche.
Ich will doch für das Geld was kaufen,
dann kann er schön nach Hause laufen.
Und weißt du, was ich kaufen will?

PUMPKIN: (schüttelt den Kopf)

JULES: Dein Leben (dass ich dich nicht kill).
Liest du manchmal die heil’ge Schrift.

PUMPKIN: (schüttelt den Kopf)

JULES: Dafür bist du wohl zu bekifft!
Da gibt es einen schönen Vers,
jetzt hör gut zu, das ist kein Scherz

 

mp3 Sound: Hezekiel

 

JULES (spricht den Spruch playback mit.
Dann)
:
Den Spruch sagt’ tausendmal ich schon,
und meistens tat ich es aus Hohn.
Wer ihn gehört, hielt sich die Klöten,
er hat gewusst, ich werd ihn töten.
Der Vers hat’s Töten eingeläutet.
Doch wusst ich nie, was es bedeutet,
dieses Sprüchlein aus der Bibel.
Ich dachte nur: „Wow! Is nich übel!“
Doch nun denk ich: Wer ist der Hirte,
der unter den Verworfnen irrte?
Bin es ich? Bist es du?
Oder Yolanda, diese Kuh?
Oder ist’s mein Ballermann?
Doch wer ist der Gerechte dann?
Und wer ist die Tyrannei?
Ich sag dir – es ist einerlei,
doch nehm ich heut des Hirten Stab.
Und ihr zwei Hübschen pfeift jetzt ab.

 

Yolanda und Pumpkin gehen Arm in Arm mit der Tüte ab.

 

VINCENT: Diese Folge war doch lahm.

JULES: Man kann nicht immer Action ham.

VINCENT: Bloß: es war der letzte Teil!

JULES: Ich fand meine Stelle geil.

VINCENT: Lass uns gehen!

JULES: Ich bleibe stehn!

VINCENT: Aber im Film war das anders – da haun die beiden ab.

JULES: Mir egal. Jetzt kommt gleich die Schlussmusik, da müssen wir sowieso auf die Bühne rauf.

VINCENT: Komm jetzt!

JULES: Nein!

 

Vincent und Jules schmeißen wütend ihre Textblätter weg und streiten darum, ob sie von der Bühne gehen sollen oder drauf bleiben. Das kann sich ruhig etwas hinziehen. Dann ziehen sie gleichzeitig ihre Pistolen und erschießen sich gegenseitig. Aufstehen („Das ist eine Scheißidee!“) und erschießen den Autor.

 

Sound mp3: Schüsse

 Musik! Schauspieler verbeugen sich.

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Nachträglicher Kommentar zu dieser Folge: Ein schöner Abschluss. Dumm nur, dass sich ausgerechnet bei der letzten Folge Robert und Bohni weigerten, den Schluss so zu spielen, wie es sich der Autor gedacht hatte, dabei war es ein Verweigerungsschluss, hätte ihnen also eigentlich entgegenkommen müssen. Wenn Tarantino auch solche Probleme mit Jackson und Travolta hatte, möchte ich nicht er gewesen sein.